Archäologische Ausgrabung am Ohrenberg in Marktbreit: Die Funde (1/5)

Im Auftrag der Stadt Marktbreit, Landkreis Kitzingen (Unterfranken) hat die Bamberger Grabungsfirma IN TERRA VERITAS von April bis August 2019 auf dem Ohrenberg in Marktbreit einen archäologischen Oberbodenabtrag mit direkt angeschlossener Ausgrabung und Dokumentation der aufgedeckten Befunde durchgeführt. Das ausgegrabene Areal sollte als Wohngebiet ausgewiesen werden und enthielt in Teilen bereits ein bekanntes und eingetragenes Bodendenkmal.

Situation vor Ort
Die Ausgrabungsfläche lag auf dem südlich der Marktbreiter Altstadt liegenden Ohrenberg. Das Areal wurde bisher landwirtschaftlich genutzt und liegt in einer nach Norden/Nordwesten abfallenden Hanglage mit einem Geländeabfall von 5 bis 9,5m. Es war bereits ein eingetragenes Bodendenkmal aus der jüngeren Laténezeit (ca. 100 v.Chr.) bekannt. Außerdem wurde durch eine magnetometrische Prospektion 2017 und eine Teilausgrabung 2018 eine großflächige vorgeschichtliche Siedlung nachgewiesen. Deshalb hat die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Kitzingen und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege eine archäologische Ausgrabung zu Auflage gemacht, die dann von der Grabungsfirma IN TERRA VERITAS durchgeführt wurde.

Die archäologischen Funde
Wie zu erwarten, war das Fundmaterial sehr umfangreich und umfasste hauptsächlich Keramik, aber auch Steinartefakte, Tier- und Menschknochen, sowie Knochenartefakte aus der Zeit der sog. Linearbandkeramik um 6000 bis 4000 v.Chr. Überwiegend wurden verzierte und unverzierte Keramikscherben von Gefäßen gefunden. Besonders herausragend sind dabei die menschlichen Darstellungen auf zwei Fragmenten. Eines ist eine große Randscherbe eines größeren Kumpfes (Gefäß), welche auffällig umfangreiche Verzierung auf der dunkelgrau-schwärzlichen Außenseite aufweist. Neben einer umlaufenden Ritzlinie als Randverzierung und einem dreilinigen Bogenband, ist außerdem eine stark stilisierte anthropomorphe Darstellung zu sehen. Sie zeigt einen Menschen mit erhobenen Armen bzw. in Adorantenhaltung (Anbetungshaltung). Der Stil dieser menschlichen Darstellung verweist auf die jüngere Flomborn-Phase. Zusammen mit den weiteren Ornamenten kann das Fundstück daher auf etwa 5300 - 5000 v.Chr. datiert werden.
Eine ähnliche menschliche Darstellung ist auf einer weiteren Gefäßscherbe erhalten. In diesem Fall wurde mit Wulsten eine menschliche Form plastisch appliziert. Diese Funde liefern einen anschaulichen Einblick in die Lebenswelt der ersten dauerhaften Bewohner des Maindreiecks.

Die Ausgrabungskampagne am Marktbreiter Ohrenberg hatte umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zu Tage gefördert. Deshalb folgen hierzu noch weitere Artikel, die sich mit bemerkenswerten Hausgrundrissen, Bestattungspraktiken, dem Phänomen der Kolluvien und extremen Wetterbedingungen während der Grabung beschäftigen. Seien Sie gespannt!

Menschliche Darstellung in Adorantenhaltung, 7000 Jahre alt, Unterfranken
Wandscherbe mit einer plastisch applizierten menschlichen Darstellung in Adorantenhaltung