Die Gustavstraße in Fürth. Seit jeher eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt. Entlang dieser Straße haben sich spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter Gastwirtschaften angesiedelt um Durchreisende aufzunehmen. Die bis 1827 als Bauernstraße genannte Gustavstraße war Teil der Verkehrsverbindung von Bamberg nach Nürnberg und damit eine der ersten Adressen wenn ein Reisender in Fürth halten wollte.

Anfang 2019 fand eine Ausgrabung in der Gustavstraße 34 statt. Ein Archäologenteam der Bamberger Grabungsfirma IN TERRA VERITAS holte am Beispiel des Gasthofs Grüner Baum die Geschichte wieder ans Tageslicht.

1000 Jahre Geschichte in einem kleinen Hinterzimmer entdeckt
Die Sanierung des Anwesens in den Jahren 2018/19 war dringend nötig, denn nach jahrelanger Vernachlässigung sollte nun wieder neues Leben in die Gemäuer einziehen. Baubegleitend waren die Archäologen mit vor Ort und konnten überraschende Informationen aus dem Boden ziehen. Obwohl das Gebäude in den letzten 150 Jahren mehrmals massiv umgebaut wurde, neue Leitungen und Fußböden eingebracht wurden, hatten sich in einem kleinen Hinterzimmer doch noch Reste der annähernd tausendjährigen Parzellengeschichte erhalten. Bei der Sondierung der nur etwa 20 Quadratmeter wurden zwei Holzbauphasen entdeckt. Eine erste Phase zeigte Reste eines mit Pfosten errichteten Gebäudes aus dem frühen 11. Jahrhundert, also etwa aus der Zeit der Erstnennung Fürths im Jahre 1007. Dieses Haus wurde etwa um 1250 abgebrochen und durch ein neues Gebäude, ebenfalls aus Holz, ersetzt. Dieses Haus blieb dann bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts bestehen. Die Archäologen vermuten, dass es sich dabei um ein Nebengebäude des eigentlichen Anwesens handelte, das an Gustavstraße lag. Im 16. Jahrhundert wurde das Gelände nochmals umgestaltet. Mit dem Einzug der schwedischen Truppen im Jahr 1632 existiert der erste Hinweis, dass das Grundstück inzwischen zu einem Gasthof geworden ist. Der Schwedenkönig Gustav Adolf selbst, wurde wohl aus der Küche des Gasthofs bekocht. Nach dem 30jährigen Krieg wurde das hölzerne Gebäude abgebrochen und durch einen ersten Steinbau ersetzt. Dieser wird im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts noch mehrmals umgebaut und erweitert, bis das Gebäude schließlich seine jetzige Form erreicht hat. Der sehr tatkräftige Wirt Johann Leonhard Löhe, der den Gasthof Mitte des 19. Jahrhunderts betrieb, erweiterte diesen, nachdem er das Nachbargrundstück hinzugekauft hatte.

Gasthaus mit gehobenem Niveau
Bei den früheren Bauarbeiten sind auch Teile des Inventars aus dem Gasthaus entsorgt worden. So fanden sich in den Planierungen und Baugruben der verschiedenen Umbauphasen immer wieder Objekte, die eindeutig mit der Nutzung als Wirtshaus in Verbindung stehen. Teller und Service, Bierhumpen und Bonbonieren aus dem 19. Jahrhundert zeigen, dass es sich um einen Gasthof gehobenen Niveaus handelte. Dies bestätigen auch zwei Zeitungsanzeigen von 1839 und 1843, in denen Herr Löhe die Weine und Preise des Gasthofs bewarb. Zum Vergleich: Die teuerste angebotene Flasche Wein kostete 3 Gulden und 12 Kreuzer. Der durchschnittliche Wochenlohn eines Handwerksgesellen lag dagegen bei etwa 1 bis 3 Gulden.1

Mit der Sondierung in der Gustavstraße zeigt sich also sowohl in zeitlicher als auch qualitativer Sicht, dass es sich bei der Gustavstraße 34 um das erste Haus am Platze handelte. Zumindest wurde bisher noch kein älteres oder besseres gefunden.

1) Vgl. Klose, Dietrich, Jungmann-Stadler, Franziska, Königlich Bayerisches Geld. Zahlungsmittel und Finanzen im Königreich Bayern 1806-1918. Selbstverlag Staatl. Münzsammlung München 2006.


Zeitungsanzeige von 1839 

Text:
Etwas für Jedermann
Von Mittwoch, den 30. Oktober an ist bei Unterzeichnetem, außer seinen andern Weinsorten, ein sehr trinkbarer, der Gesundheit zuträglicher Wein vom Jahr 1831 die Maß um 12 Kreuzer zu haben. Auch wird derselbe in ganzen Flaschen zu 9 Kreuzern, halben Flaschen 4 ½ Kreuzer und in Schoppen zu 3 Kreuzern abgegeben. Wer denselben in meinem Lokale trinken will, kann gleichzeitig auch ein gutes Würtschen mit Brod und Sauerkraut, oder Preßwurst, Käse etc. haben, und so zwar, daß die halbe Flasche Wein mit Wurst, Kraut und Brod etc. um 8 Kreuzer verabreicht wird.
Joh. Leonh. Löhe, zum grünen Baum

Zeitungsanzeige von 1843

Text:
Anzeige und Empfehlung
Unterzeichneter empfiehlt bei herannahenden Festtagen sein wohlassortirtes
Weinlager
in allen Arten Weinen von 18 Kreuzern bis 3 Gulden 12 Kreuzer die Flasche zu drei Schoppen. Vorzüglich empfiehlt derselbe seinen Bischofwein und Cardinal, welcher zu süßen Backwerk äußerst lieblich schmeck. Die Flasche zu drei Schoppen kostet 36 Kreuzer
Joh. Leonh. Löhe
Gastwirt zum grünen Baum

Bruchstücke von Weinflaschen, die bei der Ausgrabung in der Gustavstraße in Fürth zum Vorschein kamen
1000 Jahre Geschichte auf 20 Quadratmetern. Die Ausgrabungsfläche in der Gustavstraße in Fürth