Bamberger Archäologin entdeckt außergewöhnliches „Fürstengrab“ in Schweden

Dank einer schon längeren Kooperation der Bamberger Grabungsfirma IN TERRA VERITAS mit der Universität Mysigt, hatte die aus Schweden stammende Mitarbeiterin Beatrice Krooks Anfang Dezember dieses Jahres die einmalige Gelegenheit an einer archäologischen Ausgrabung in ihrem Heimatland teilzunehmen. Dazu hatte sie noch das Glück bei der Freilegung einzigartiger Befunde dabei zu sein. Noch vor dem Abschluss des Grabungsberichts sollen hier erste Erkenntnisse vorgestellt werden.

Für die Errichtung einer Produktionshalle der schwedischen Firma Glögg Aktiebolag (AB) in der Nähe des Ortes Kiruna, Norbottens län wurden im Vorfeld der Baumaßnahmen umfangreiche archäologische Grabungen notwendig. Beatrice Krooks, langjährige Mitarbeiterin und Anthropologin von IN TERRA VERITAS und das örtliche Archäologenteam haben dabei mehrere einzigartige Befunde freigelegt.

Erstaunliches „Fürstengrab" entdeckt
Die bedeutendste Entdeckung dieser Ausgrabung ist eine sehr reich ausgestattete Bestattung eines Mannes in hohem Alter. Frau Krooks konnte anhand des Skeletts feststellen, dass der Bestattete zu Lebzeiten deutlich übergewichtig war. Anhand von Verformungen der Rückenwirbel kann abgeleitet werden, dass er öfter sehr schwere Lasten auf seinem Rücken transportiert haben muss. Ebenso waren die Gelenke durch regelmäßige Überlastung stark geschädigt. Vermutlich litt der Verstorbene zusätzlich an Diabetes Typ2, wie anhand der Nahrungsbeigaben (Lebkuchen, Spekulatius und anderer Plätzchen, sowie Christstollen) erahnt werden kann.

Beigaben waren sehr gut erhalten
Neben diesen Erkenntnissen sind insbesondere auch die Beigaben der Bestattung fantastisch und lassen erkennen, dass es sich um eine Person von hervorgehobener überregionaler Bedeutung handelte. Der Tote war in einem Schlitten in ausgestreckter Rückenlage mit paralleler Armhaltung bestattet. Vergleichbare Fahrzeuge fanden sich bereits bei der Bestattung in Oseberg (Norwegen). Vor den Schlitten gespannt fanden sich die Überreste von sieben Tieren. Nach einer ersten archäozoologischen Untersuchung handelt es sich dabei um die seit 3000 v.Chr. domestizierte Hirschart „Rangifer tarandus", heute bekannt als Rentiere. Drei Paare waren nebeneinander seitlich neben einer nicht mehr erhaltenen Deichsel beigelegt worden. Vorne war das Leittier angespannt. An dessen Oberkiefer fand sich eine vorerst als polierter Rotlehmbrocken angesprochene Substanz, die leicht fluoreszierte.

Die Kleidung des Toten hatte sich ebenfalls in weiten Teilen erhalten. Ein langer wohl als Klappenrock angelegter Mantel umhüllte den Verstorbenen. Bei dem Stoff handelte es sich um einen roten – wohl mit Krapp gefärbten – 2/2 Köper aus Wollstoff. Die Säume waren mit Pelz besetzt. Auf Hüfthöhe war er mit einem breiten Ledergürtel mit runder Schließe geschlossen. Die Füße steckten in schwarzen ledernen Stiefeln mit breiter umgeschlagener Krempe, wie sie sich bei Reitern Zentralasiens finden. Auf dem Kopf fand sich noch die Vorderseite einer wohl als phrygischer Mütze anzusprechenden Kopfbedeckung. Auch diese war mit Pelz besetzt. Insgesamt lässt die Kleidung nordische, levantinische und zentralasiatische Einflüsse erkennen, wodurch die überregionale Einbindung des Bestatteten in ein globales Beziehungssystem deutlich wird. Womöglich hat er diese und andere Orte zu Lebzeiten regelmäßig bereist.

Befundzeichnung der freigelegten Bestattung

Überraschend vielfältige Grabbeigaben
Um die eigentliche Bestattung herum fanden sich zahlreiche weitere Beigaben, die in papierähnliche Stoffe gewickelt waren und sowohl für die Reise ins Jenseits festlich verpackt wurden. Aufgrund der Form der Päckchen ist davon auszugehen, dass es sich um Miniaturen realer Gegenstände handelte, die vermutlich im Jenseits zur Unterhaltung des Toten dienen sollten. Eine vergleichsweise einfallslose Gruppe innerhalb dieser Beigaben, waren lange polygonal geschnittene Tücher, die wohl zur Zierde um den Hals geschlungen wurden.
Aus konservatorischen Gründen sind die Beigaben im Block geborgen worden und sollen erst am 24. und 25.12. dieses Jahres geöffnet werden.

Fröhliche Weihnachten wünscht IN TERRA VERITAS
Moderne künstlerische Darstellung eines Mannes mit einer Art phrygischen Mütze und Rentier mit saisonalem Bezug. Bildquelle: Marleen Kuiper/Pixabay

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