Bei einer Ausgrabung in Schwarzach bei Nabburg im Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz, wurden eigentlich spätkaiserzeitlich-elbgermanische Befunde erwartet. Doch dann kam überraschend eine Grube mit 250 bronzezeitlichen Keramikscherben zu Tage.
Die Grube liegt am Ortstrand von Schwarzach bei Nabburg am Fuße eines flachen Hangs im Schwarzachtal. Ein Archäologenteam stieß zunächst auf eine langovale Verfärbung von 1,40 m Länge. Bei näherer Untersuchung zeigte sich eine annähernd wannenförmige Grube mit stufenförmigen Ausbuchtungen in der Grubenwand. So ist davon auszugehen, dass bereits in der Bronzezeit in die Grube wiederholt nachträglich eingegriffen wurde. Durch Vergleichsfunde lässt sich das Keramikinventar gut in die spätmittelbronzezeitliche bis spätbronzezeitliche Stufe (ca. 1.500 – 1300 v.Chr.) einordnen und kann darüber hinaus der oberpfälzisch-böhmischen Hügelgräbergruppe angegliedert werden.
Neben wenigen feinkeramische Schalen und Tassen handelt es sich bei den Funden hauptsächlich um große grobkeramische Vorratsgefäße mit einem Mündungsdurchmesser von bis zu 60 cm. Auf der Oberfläche der Gefäße wurden Verzierungen aus Fingertupfen- und Knifftupfenleisten aufgebracht. Eine Besonderheit ist die auffällig hohe Zahl an sekundär gebranntem Material sowie Fehlbränden, die teilweise zu einer sehr starken Verformung der Gefäßteile führten und diese unbrauchbar machten. Deshalb ist es auch ziemlich naheliegend, dass es sich dabei um eine Abfallgrube handelt.
In der Umgebung sind darüber hinaus weitere bronzezeitliche Fundstellen bekannt, die auf eine bis heute leider wenig beachtete Siedlungskammer in der östlichen Oberpfalz schließen lassen.
Siedlungskammer
Als Siedlungskammern werden räumlich begrenzte Gegenden bzw. Landschaften bezeichnet, die groß genug waren, um den darin vorhandenen Siedlungen eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu gewährleisten. Es handelt sich dabei um Gebiete, die z.B. durch Gewässer oder Moore begrenzt waren. Diese Grenzen konnten von Menschen in prähistorischen Zeiten nicht verändert werden, sondern wurden von geologischen oder hydrologischen Naturgewalten bestimmt.1
Literatur:
1) Vgl. K.-E. Behre/ D. Kucan: Die Geschichte der Kulturlandschaft und des Ackerbaus in der Siedlungskammer Flögeln, Niedersachsen, seit der Jungsteinzeit. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 21: Niedersächsisches Institut für historischeKüstenforschung (Oldenburg 1995).
M. Ruppert, Siedlungsfunde der mittleren bis jüngeren Bronzezeit aus Schwarzach, Lkr. Schwandorf. Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg 11, 2015, 21-55.