Friedrich Trautenberg war einst Abt des Klosters Michelfeld in der Oberpfalz und führte das Kloster erfolgreich bis zu seinem Tod im Jahr 1511. Anders als die meisten Äbte, wollte er nicht in der Klosterkirche oder im Kreuzgang bestattet werden, sondern wählte für seine letzte Ruhe einen ganz anderen Ort. So liegt er vermutlich noch heute lediglich in einem Treppenhaus der Klosteranlage. Doch welche Geschichte steckt hinter diesem letzten Willen und warum wird diese für Archäologen bald interessant werden?

Alles begann im Oktober 1494. Nach dem Tod des alten Abtes von Michelfeld, Werner Lochner, musste nach der Klosterregel des Heiligen Benedikt nun ein Nachfolger gewählt werden. Ausschließlich die Mönche des Klosters hatten sowohl aktives als auch passives Wahlrecht. Novizen oder Hörige konnten damals nicht über die Geschicke des Klosters mitbestimmen. Welche Kandidaten aufgestellt, welche Diskussionen geführt oder wer von wem unterstützt wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Man weiß aber, dass die Äbte der Klöster Weißenohe, Speinshart und die Vertreter der Pfarreien Büchenbach, Hopfenohe und Auerbach als Zeugen und Wahlbeobachter angereist waren und dass genau zwölf Mönche von Michelfeld ihre Stimme abgegeben hatten. Darunter waren:

  • der Prior des Klosters (Stellvertreter des Abtes),
  • der Subprior und Infirmarius (Leiter der klösterlichen Krankenpflege),
  • der Cellerarius (verantwortlich für den Weinkeller),
  • der Cantor (vergleichbar mit einem Chorleiter),
  • der Custos (hatte die Aufsicht über die Wachen),
  • der Magister Noviciorum (verantwortlich für die Novizen) und
  • der Granarius (zuständig für die Getreidekammer und Lebensmittelversorgung)

Letzter Wille: Getreidespeicher
Am Ende der Abstimmung fiel die Wahl auf Friedrich Trautenberg, dem Granarius von Michelfeld. Dieser war wohl ein Auerbacher Bürgersohn, der als junger Mann in das Kloster eingetreten war und dort eine klerikale Karriere vom Novizen, über den Verwalter der Lebensmittellieferungen und -lagerungen, bis eben zum Abt eines der reichsten Klöster in der Oberpfalz gemacht hat. Seine Amtszeit war in eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte des Klosters gefallen. Trautenbergs Vorgänger hatten nach der Zerstörung durch die Hussiten gut gewirtschaftet und zahlreiche Güter und Mühlen erworben. Er selbst zeigte auch einiges an wirtschaftlichem Geschick und erwarb weitere Güter. Die Einnahmen verwendete er, um die Ausstattung der Klosterkirche zu erweitern. In Nürnberg bestellte er beispielsweise 1498 ein kunstvolles Evangelistar. Friedrich Trautenberg führte das Kloster erfolgreich bis zu seinem Tod 1511. Doch seine alte Wirkungsstätte als Granarius schien er nicht vergessen zu haben und so verfügte er mit seinem Testament, im Getreidespeicher bestattet zu werden.

Grabplatte von Friedrich Trautenberg im ehemaligen Getreidespeicher des Klosters Michelfeld

Wechselnde Nutzung, gleicher Abt
Das Gebäude wurde um 1900 zu einer Schule umgenutzt und anschließend für die Errichtung eines Schwimmbeckens für die inzwischen dort ansässige Reha-Einrichtung der Regens-Wagner Stiftung wieder umgebaut. Den Getreidespeicher gibt es heute zwar nicht mehr, doch die Gebeine des Abtes sollten weiterhin im Treppenhaus liegen. Er wurde nach Aussage der Unterlagen nie umgebettet.

Grundriss des Klosters Michelfeld, roter Kreis: ehem. Getreidespeicher

Eine Chance für die Archäologie
Für 2021 ist nun eine umfassende Sanierung der Klosteranlage geplant, die im ehemaligen Getreidespeicher beginnen soll. Ein Archäologenteam von IN TERRA VERITAS wird ab Frühjahr dort alle noch erhaltenen Informationen sichern. Es stellt eine besondere Möglichkeit dar, die Bestattung des Abtes nun auch archäologisch dokumentieren zu können – sollte sie noch vorhanden sein. Doch auch jenseits davon verspricht die Untersuchung der weitläufigen Klosteranlage viele spannende Ergebnisse zu liefern.