Das Heilig Grab Kloster in Bamberg – Wechselvolle Geschichte im archäologischen Befund

In Bamberg gibt es viele Klöster, ehemalige Klostergebäude oder auch nur Straßennamen, die daran erinnern. Im Zuge der Säkularisation änderte sich nicht nur deren Nutzung, sondern manchmal auch die Jahrhunderte alten Bauwerke. Am Beispiel des Heilig Grab Klosters lässt sich dieser Umschwung auch archäologisch gut darstellen.

Am 27. April 1803 ratifizierte Franz II. – der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reichs – den Reichsdeputationshauptschluss. Darin wurde unter anderem festgelegt, dass die linksrheinischen deutschen Gebiete an Frankreich abgetreten werden und die betroffenen Fürsten neue Ländereien rechts des Rheins zugesprochen bekommen. Um dies umzusetzen, wurde die Kirche enteignet und ihre Gebiete unter dem Staat und den weltlichen Fürsten neu aufgeteilt. Auch das Hochstift Bamberg wurde enteignet, seine Besitztümer verkauft und die Ländereien neu vergeben. Die meisten Klöster wurden durch den bayerischen Staat annektiert und einer neuen Funktion zugeführt.
- Das Karmelitenkloster am Kaulberg wurde teilweise abgerissen und der Rest zu einer Kaserne mit integriertem Lazarett umgebaut.
- Das Dominikanerkloster in der Sandstraße wurde ebenfalls zu einem Lazarett für französische Truppen umfunktioniert.
- Das Benediktinerkloster am Michelsberg ging in den Besitz der Stadt Bamberg über und in den Gemäuern wurde das Vereinigte Katharinen- und Elisabethen-Spital gegründet.
- Die Klöster der Franziskaner an der Schranne und der Klarissen an der Nonnenbrücke wurden vollständig enteignet und dem Militär als Kasernen übergeben.
- Die Klosterkirche der englischen Fräulein am Holzmarkt wurde vorübergehend als militärisches Depot genutzt, auch wenn das Kloster selbst weiter bestehen durfte.

Das Heilig Grab Kloster zu Bamberg
Durch archäologische Ausgrabungen bietet das Heilig Grab Kloster der Dominikanerinnen einen detaillierten Einblick in dessen Geschichte. Das Kloster wurde bereits 1356 von den ersten Ordensschwestern bezogen und bestand 450 Jahre bis zu seiner Auflösung im Zuge der Säkularisation.

Die Zeit als Kavalleriekaserne
1806 wurde das Kloster zur Kavalleriekaserne des 4. Cheveauxlegers-Regiments. Die Kirche wurde nun als Magazin, das Beichtvaterhaus als Verwaltung und der Klausurtrakt sowie die Wirtschaftsgebäude als Soldatenunterkünfte genutzt. In weiteren Nebengebäuden wurden die Ställe für die Pferde eingebaut.

Archäologisch ist dieser Umbruch gut fassbar. In der Grabung konnten Spuren des Abbruchs der Klausurmauer dokumentiert werden, die den weltlichen Klosterbereich vom geistlichen trennte. Im Ausbruchsgraben wurde eine Heller Münze aus dem Jahr 1804 gefunden, was einen frühesten Abbruch in diesem Jahr beweist. Außerdem wurden einige große Abfallgruben und flächige Auffüllungen gefunden, die sich durch die gefundene Keramik auf Anfang des 19. Jahrhunderts datieren lassen. Auch in einer gemauerten Latrine wurden sehr einheitliche Keramikstücke gefunden, was auf eine kurze Nutzungsphase im 19. Jahrhundert schließen lässt.
Das Heilig Grab Kloster 1602 (Ausschnitt aus dem „Zweidlerplan“, Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: V B 22/1-4)

Die Zeit als Garnisonslazarett
1874 wurde die Kaserne zu einem Garnisonslazarett für Bamberger Einheiten umgebaut und eine großflächige Neugestaltung des Areals vorgenommen.
Bis auf die Kirche und das Beichtvaterhaus wurden alle Gebäude abgerissen und ein massiver dreistöckiger Lazarettbau errichtet. Dieser existiert heute noch und beherbergt die Landesjustizkasse Bamberg.
Es wurden noch einige kleinere Gebäude, wie eine Sommerlaube, ein Waschhaus, ein kleines Leichenhaus und eine Eishütte errichtet. Durch eine flächige Planierung im archäologischen Befund zeigt sich auch, dass zwischen dem Lazarettgebäude und der Klosterkirche ein Park angelegt wurde. Auch eine schmale Mauer am östlichen Rand der ehemaligen Parkanlage konnte dokumentiert werden, die vermutlich als Sichtschutz zum Handwerkerbereich diente. Beides findet sich auch auf den historischen Plänen wieder.

Das Lazarett wurde 1920 geschlossen und sechs Jahre später wurde das Heilig Grab Kloster zu Bamberg wiedergegründet. Bis heute wird es von den Ordensschwestern der Dominikanerinnen bewohnt.


Literatur:
Svenja Grötzner, Magisterarbeit an der Universität Bamberg: Die archäologischen Ausgrabungen am Heilig Grab Kloster zu Bamberg – Vom Kloster zur Kaserne und zurück- Auswertung eines Fundkomplexes aus der Zeit vom Spätmittelalter bis in das 20. Jahrhundert. Bamberg 2014.

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