Jedenfalls der neuen Medien des 15.Jahrhunderts. Jeder weiß, dass der Mainzer Johannes Gutenberg als der Erfinder des Buchdrucks gilt. Seine erste funktionsfähige Buchdruckmaschine mit beweglichen Lettern erfand er um 1450, auf der kurz darauf seine berühmte Gutenbergbibel in Serie ging. Doch die Geschichte des Bambergers Albrecht Pfister ist nicht weniger bedeutsam.
Parallel zu Gutenberg gab es aber auch in Bamberg einen Drucker, der dieser neuen Technologie Anschub verlieh. Albrecht Pfister (*um 1420, + 1466) war gelernter Formschneider und gründete eine Werkstatt in Bamberg im heutigen Haus Sonnenplätzchen 2 Mitte der 1450er Jahre, also nur wenige Jahre nach Gutenbergs revolutionärer Erfindung in Mainz. Seine ersten Erzeugnisse waren Ablassbriefe im Auftrag des Bischofs von Bamberg zur finanziellen Unterstützung König Johanns II. von Zypern 1454. Seine erste Bibel druckte er 1462. Neben religiösen Schriften waren auch Flugblätter und kleinere Druckerzeugnisse darunter, die er in einer Doppelfunktion als Verleger auch verkaufte.

Aufwändiges und teures Unterfangen
Die Einrichtung einer solchen Werkstatt war ein finanzielles Risiko. Die neue Technologie basierte zwar auf bekannte Vorerfindungen, doch die korrekte Zusammenstellung und das fehlerfreie Ineinandergreifen der einzelnen Schritte war von entscheidender Bedeutung.
Auch Gutenberg hatte bei seiner Erfindung der beweglichen Lettern auf existierende Technik zurückgreifen können. Das Prinzip des Druckens war bereits bekannt, doch bisher benutzte man ganz Drucktafeln (manchmal aus Holz). Mit den neuen beweglichen, aus Bleilegierungen hergestellten Lettern, war es nun möglich schnell neue Texte zusammenstellen zu können und diese hundertfach zu vervielfältigen. Das revolutionierte das Druckerwesen in einem Ausmaß, wie es heute vielleicht nur noch mit der Verbreitung des Internets zu vergleichen ist.
Natürlich waren für die Einrichtung einer Werkstatt auch Geldgeber nötig. Die Druckerpresse musste selbst gebaut werden und das war aufwändig. Spezialisten waren nötig, die sich zumindest mit der Mechanik von Weinpressen auskannten. Gleichzeitig brauchte man Metallgießer für die Lettern und Experten, die wussten mit welchen Zutaten und welchem Mischungsverhältnis die Tinte anzurühren war. Schließlich war auch eine ausreichende Versorgung mit bedruckbarem Material wichtig. Die Koordination aller einzelnen Arbeitsschritte und ihre ständige Überwachung und Qualitätskontrolle lagen in der Hand des Albrecht Pfister. Man kann davon ausgehen, dass er in jedem Arbeitsschritt selbst Hand angelegt hatte und sehr genau darauf achtete, dass die Firmengeheimnisse gewahrt blieben.

Beschreibung zur nebenstehenden Abbildung:

1) Lettern setzen nach Vorlage
2) Stapel von leeren Blättern
3) Kissen zum Aufbringen der Druckerfarbe auf die Lettern
4) Pressen des Textes auf die Blätter
5) Korrekturlesen
6) Werkzeuge der Buchdrucker
7) Säulen zur Stabilisierung der Presse



Buchdruckerwerkstatt, Abbildung des frühen 16. Jahrhundert (Quelle: Chants royaux sur la Conception, couronnès auc puy de Ruen de 1519 à 1528., fol 29v. Quelle: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France / Verwendung gemäß dem Code des relations entre le public et l'administration als öffentliche Informationen gemäß Artikel L. 321-1 bis L. 327-1 dieses Codes)
Große Bedeutung für Bamberg
Albrecht Pfisters Druckwerkstatt in Bamberg war die zweite ihrer Art in ganz Europa. Und sie versprach ein gutes Geschäft zu werden. Der Bamberger Drucker war außerdem der erste, der seine Bücher durchgängig mit Illustrationen versah, was den Verkauf wohl zusätzlich förderte. Pfister war ungemein produktiv und arbeitete sowohl als Drucker, Verleger, Letterngießer, Kupferstecher, Holzschnitzer und möglicherweise auch als Autor. Seine letzten Druckerzeugnisse stammen aus dem Jahr 1462. Er starb im Alter von nur 46 Jahren, ohne einen Nachfolger für seine Werkstatt gefunden zu haben. Den technologischen Vorsprung den Bamberg mit Pfister hatte, konnte es nach dem Ende seiner Tätigkeit nicht erhalten. Erst 1481 gab es in Bamberg wieder eine neue Druckerei.
Kolorierter Druck von Albrecht Pfister aus "Sieh ein jungfrau wirt enpfahen", 1462 (Quelle: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France / Verwendung gemäß dem Code des relations entre le public et l'administration als öffentliche Informationen gemäß Artikel L. 321-1 bis L. 327-1 dieses Codes)
Erfindungsgeist und Tatendrang von Menschen wie Gutenberg und Pfister haben es ermöglicht, dass Wissen schnell und kostengünstig in alle Welt gelangen konnte. Jeder der es sich leisten wollte, konnte durch ihre Werkstätten nicht nur Informationen erhalten, sondern auch in Druck geben und so verbreiten. Diese revolutionäre Neuerung war ein wichtiger Baustein für die Wende in der Weltgeschichte, die wir heute als den Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit bezeichnen.