Die Untere Steinerne Brücke in Hof hat bereits eine lange Geschichte hinter sich und wird vermutlich auch noch eine lange Zukunft vor sich haben. Aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens, des zunehmenden Schwerlastverkehrs und auch baulicher Mängel, wurden 2017 die Flügelmauern auf beiden Seiten aus Stahlbeton neu errichtet. 2018 wurde der Neubau eingeweiht, wobei die Brückenbögen und das optische Erscheinungsbild erhalten blieb. Damals stieß man schon zu Beginn der Baggerarbeiten auf die mittelalterlichen Mauern, weshalb eine archäologische Dokumentation notwendig wurde, für die die Archäologen der Bamberger Grabungsfirma IN TERRA VERITAS beauftragt wurden.

Die „Untere Steinerne Brücke" ist ein Zeugnis der besonderen Bedeutung der Stadt Hof seit Jahrhunderten. Aufgrund der Lage war Hof seit der Ersterwähnung von 1214 und wohl auch bereits davor, eine wichtige Handelsstation zwischen Leipzig, Eger und Bayreuth. An einer topographisch sehr gut gelegenen Furt über die Sächsische Saale siedelten sich Menschen schon sehr früh an. Aus dieser dorfähnlichen Siedlung „Rekkenze" entwickelte sich im Lauf der Zeit die heutige Stadt Hof. Entlang der nach Norden führenden Handelsstraße wuchs die Stadt kontinuierlich, wobei Erhaltung und Ausbau der überlebenswichtigen Wege für das Wohl der Stadt unentbehrlich waren. Aus diesem Grund wurde auch der Bau einer befestigten Ausfallstraße zwischen „Innerer" und „Äußerer Vorstadt" nötig, woraufhin der Bau der Unteren Steinernen Brücke initiiert wurde. Auch heute stellt diese Brücke einen wichtigen Verkehrsweg dar, der durch die Renovierungsarbeiten von 2017 auch in Zukunft nutzbar bleiben wird.

Brücke blickt auf eine lange Geschichte zurück

Das genaue Errichtungsjahr der Unteren Steinernen Brücke ist unbekannt. Die erste Abbildung der charakteristischen Anlage mit den drei Bögen stammt aus dem Jahr 1553. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass das Bauwerk zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit bestand. Möglicherweise wurde die Brücke gemeinsam mit dem „Unteren Tor" 1230 errichtet, da in diesem Zusammenhang auch eine Ausfallstraße über die Saale geführt werden musste. Andere Quellen sprechen von 1260, als die Saale zum Betrieb der Hospitalmühle aufgestaut wurde und eine bis dahin existierende Furt nicht mehr genutzt werden konnte. Außerdem kann es auch sein, dass die Brücke von Anfang an ihrem noch heute gebräuchlichen Namen entsprochen hat und bereits aus Stein errichtet wurde. Ein Vergleich wäre das nur 25 Kilometer entfernte Plauen, in dem 1244 ebenfalls eine steinerne Bogenbrücke errichtet wurde.

Im Laufe der weiteren Jahrhunderte wurde die Brücke mehrmals restauriert und war umfangreichen Umbaumaßnahmen ausgesetzt. So zum Beispiel die 1706 abgeschlossene Erneuerung der Brückenbögen und Pfeiler, von der noch heute marmorne Inschriftensteine zeugen.

Der letzte umfangreiche Umbau erfolgte 1878. Aufgrund der sich verändernden Nutzung als Transportweg wurden unter anderem die Fahrbahn, sowie die Gehwege verbreitert.

1945 wurden die beiden westlichen Brückenbögen gesprengt, um den Einmarsch alliierter Truppen zu verhindern bzw. zu erschweren. Fünf Jahre später wurden die Reste abgetragen und wieder neu, aber historisierend aufgemauert. Erst wieder 2017 wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Unteren Steinernen Brücke in Hof aufgeschlagen.

Detail des Holzschnittes von Hans Glaser, 1553. Untere Steinerne Brücke mit Schuldnerturm.
Überreste einer archäologisch freigelegten Flügelmauer aus dem Mittelalter

Mittelalterliches Mauerwerk freigelegt

Bei den Grabungsmaßnahmen kamen insbesondere die mittelalterlichen Flügelmauern der Brückenkonstruktion zum Vorschein, die bis dato ihren Zweck erfüllten. Die massivsten Störungen dieser Befunde erfolgte zum einen durch die Sprengung im Zweiten Weltkrieg, zum anderen aber auch durch diverse moderne Eingriffe, wie die Verlegung von Gas- und Wasserleitungen oder den Wiederaufbau 1950. Dennoch konnten durch die archäologische Untersuchung weitreichende Erkenntnisse gewonnen werden, wie im Mittelalter die Untere Steinerne Brücke errichtet wurde und welche Materialien, Bauarten und Konstruktionen Anwendung fanden.

Wie anfangs erhofft, ist man bei den archäologischen Untersuchungen leider nicht auf die Grundmauern des sogenannten „Schuldnerturms" gestoßen. Dieser soll sich auf der östlichen Uferseite befunden haben und ist auch auf der Abbildung von 1553 gut zu erkennen. Warum man bei den Ausgrabungen nicht darauf gestoßen ist, kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht ist die Darstellung des Holzschnittes fehlerhaft oder ungenau. Vielleicht lag es auch an der modernen Überprägung des Ufers oder an den Bauwerken in der unmittelbaren Nähe der Brücke.