Wie sieht eine Nadel aus
Eine Nadel wird in drei Abschnitte unterteilt (Abb. 1): Oben befindet sich der Kopf, der das Durchrutschen der in den Stoff eingesteckten Nadel verhindern soll. Er ist zugleich auch das wesentliche Schmuckelement der Nadel und kann mannigfaltige Ausformungen annehmen. Deshalb werden die Nadeln auch hauptsächlich anhand der Kopfform gegliedert und datiert. Unterhalb des Kopfes befindet sich der Hals. Auch dieser kann verschiedene Formen aufweisen (z.B. profiliert, knotig, gerippt, geschwollen oder gekröpft). Gibt es keinen ausgeformten Hals, so schließt sich direkt der Schaft an, welcher in der Spitze endet und gerade, säbelartig, gewellt oder tordiert sein kann.
Entwicklung seit der Bronzezeit
In der Frühen Bronzezeit (18.-16. Jahrhundert v. Chr.) ist das Kopfende meist flach ausgehämmert und reich verziert oder auch gerne zu einer Öse eingerollt oder eingebogen. Im weiteren Verlauf kommen kugelförmige Köpfe hinzu (Abb. 4). Für die Mittlere Bronzezeit (16.-14. Jahrhundert v. Chr.) sind sogenannte Lochhalsnadeln besonders typisch. Dabei wird der Schaft kurz unterhalb des Kopfes durchlocht. Dazu kommt eine sehr große Variabilität in der Kopfform, wie zum Beispiel die vielen Ausprägungen der Radnadeln zeigen. Die Nadeln erreichen in dieser Zeit eine Länge von bis zu 40 cm oder gar 60 cm! In der folgenden spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (13.-8. Jahrhundert v. Chr.) verlegt man sich zunächst auf große und dann doch wieder auf kleine Kopfformen. In der Eisenzeit (8.-1. Jahrhundert v. Chr.) treten gehäuft recht kleine Nadeln auf, die sowohl aus Eisen aber auch aus Bronze gefertigt sein können. Besonders einprägsam für diese Zeit sind die gebogenen Nadelhälse wie die Stufennadel (7. Jahrhundert v. Chr.) und die Schwanenhalsnadel (6.-3. Jahrhundert v. Chr.)
In Süddeutschland endet die Nutzung der Schmucknadel um 500 v. Chr., da nun die Fibel bevorzugt wird. Erst mit den Römern kommen wieder Nadeln auf. Allerdings werden diese für aufwändige Steckfrisuren verwendet und nicht zum Zusammenheften der Kleidung. Bei den Wikingern findet sich die Nadel, etwa in Form der Ringnadel (9.-12. Jahrhundert n. Chr.) wieder als Gewandspange.
Nordbayern
In Franken und der Oberpfalz, wie auch im gesamten süddeutschen Raum, kommen Nadeln vor allem als Grabbeigaben, in Depots oder auch als Flussfunde zum Vorschein. Besonders im Main – von Kulmbach bis Aschaffenburg – finden sich Nadeln als Teile von Niederlegungen im Gewässer, wie die Radnadel aus Schonungen, Landkreis Schweinfurt. (Abb. 5)
Literatur
- R. Heynowski, Nadeln. Erkennen-Bestimmen-Beschreiben. Bestimmungsbuch Archäologie 3 (Berlin, München 2014).
- J. A. Potratz, Vorgeschichtliche Geräte. Eine kleine Formenfibel der vorgeschichtlichen Archäologie. Orion-Bücher 105 (München 1957), 30-43. Unveränderter Nachdruck 2000 Helms-Museum Hamburg.
- G. Wegner, Die vorgeschichtlichen Flussfunde aus dem Main und aus dem Rhein bei Mainz. Mat.hefte zur bayer. Vorgesch. A 30 (Kallmünz/Opf. 1976).