Die Plassenburg im oberfränkischen Kulmbach, so wie wir sie heute kennen, existiert in ihrer Renaissance-Architektur erst seit Ende des 16. Jahrhunderts. Der mittelalterliche Vorgängerbau wurde mit einer neuartigen Erfindung kontrolliert zum Einsturz gebracht: Und zwar mit einer Schraube.
Zur Vorgeschichte
Albrecht Alcibiades, der Markgraf von Brandenburg-Kulmbach versuchte im Zweiten Markgrafenkrieg (1552 bis 1554) unter anderem sein Herrschaftsgebiet zu erweitern und zog daher gegen seine unmittelbaren Nachbarn ins Feld. Seine Ziele waren die Bistümer Würzburg und Bamberg, die Reichsstadt Nürnberg und andere Reichsstädte. Alcibiades verwüstete auf seinem Feldzug zahlreiche Ortschaften in Franken und in der Oberpfalz. Diese Zerstörungen lassen sich heute noch archäologisch nachweisen. Sein Kriegsglück wendete sich jedoch 1553 als sich die Fürstbischöfe, die Reichsstadt Nürnberg, sowie die Kurfürsten von Sachsen und Mainz, der Landgraf von Hessen, der Herzog von Braunschweig und König Ferdinand zu einem Bündnis zusammenschlossen, um das Treiben des Markgrafen ein Ende zu setzen. Die als Bundstände bezeichnete Allianz marschierte in das Kernland von Albrecht Alcibiades ein und belagerte seine wichtigste Festung: die Plassenburg in Kulmbach. Die Festung wurde durch die Allianz-Truppen vom 18. November 1553 bis zum 21.Juni 1554 schlichtweg ausgehungert, denn trotz Artillerie waren die massiven Mauern für einen Sturm nicht ausreichend beschädigt.
Die Dannersche Brechschraube
Nach der Eroberung der Burg und dem Sieg der Bundstände wollte die Reichsstadt Nürnberg sicher gehen, dass von dieser Festung keine Gefahr mehr für ihr Einflussgebiet ausgeht und begann die Anlage zu schleifen. Um dieses Ziel zu erreichen, konnte man die Gebäude in Brand setzen, die Gräben verfüllen oder die Mauern sprengen. Doch gerade Sprengungen waren teuer, gefährlich, nicht immer kontrollierbar und führten oft nicht zu den gewünschten Resultaten. Daher kam in Kulmbach eine völlig neuartige Maschine zum Einsatz: die sogenannte Dannersche Brechschraube, erfunden vom Nürnberger Schreiner und Schraubenmacher Lienhart Danner. Dieser entstammte einer Nürnberger Büchsenmacherfamilie und hatte wohl bereits als Lehrling Erfahrung mit der Herstellung von Schrauben gemacht.
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- Die Brechschraube war offenbar so effizient, dass die Reichsstadt Nürnberg den Export dieser Belagerungs- bzw. Schleifungswaffe nur nach Genehmigung durch den Rat erlaubte. Selbst eine Direktbestellung beim Schraubenmacher Danner musste bereits gemeldet werden, um sicher zu gehen, dass dieses Werkzeug nicht in die falschen Hände gerät.
- Im Verlauf des 17. Jahrhunderts geriet die Maschine – auch wegen der verbesserten Festungsbautechnik – in Vergessenheit, wurde aber im zivilen Bauwesen, etwa zum Heben von Lasten weiterhin angewandt.
- Auf dem Grabmal des 1585 in Nürnberg verstorbenen und bestatteten Lienhart Danner ist noch heute seine Erfindung abgebildet.