Spätestens seit der Eisenzeit ist der namensgebende Rohstoff sehr wichtig und wurde von den Menschen abgebaut. Auch im gesamten Mittelalter spielte das wertvolle Metall sowohl im alltäglichen Gebrauch als auch als politischer Rohstoff eine wichtige Rolle. Ein regionaler und zeitlicher Ausschnitt dieser Geschichte aus Nordostbayern beleuchtet die Bedeutung und Entwicklung des Eisenerzbergbaus.
Für Nordostbayern gibt es keine direkten Schriftquellen, die Bergbau oder Verhüttung im Früh- und Hochmittelalter erwähnen. Allerdings gibt es Überlieferungen aus Anfang des 9. Jahrhunderts, die indirekte Hinweise auf einen fest organisierten und herrschaftlich abgesicherten Bergbau in der heutigen Oberpfalz liefern. Im sogenannten Diedenhofener Kapitular, das im Jahr 805 verfasst wurde, erlässt der Frankenkönig Karl der Große (747-814) ein Ausfuhrverbot für Schwerter und Kettenhemden in die slawischen Herrschaftsgebiete. Die Umsetzung dieses Waffenembargos erfolgte durch die königlichen Verwalter, deren administrative Sitze die Königshöfe zwischen der Niederelbe und Oberösterreich waren. Im heutigen Oberfranken und der Oberpfalz liegen vier dieser Orte mit Hallstadt bei Bamberg, Forchheim, Regensburg und Premberg an der Naab. Die verhältnismäßig geringen Entfernungen zwischen diesen Königshöfen könnten dadurch erklärt werden, dass in diesem Gebiet Eisen, hochwertigen Eisenerze und auch die Kompetenz zur Waffenherstellung vorhanden waren.
Die Kontrollstellen des Waffenembargos zum Slawenhandel im sogennanten Diedenhofener Kapitular von Karl dem Großen 805 n. Chr. In den rot markierten Zeilen werden Hallstadt bei Bamberg, Forchheim, Premberg und Regensburg genannt (Hensch 2018, S. 12, Abb. 7)
Lage der im Diedenhofener Kapitular genannten Königshöfe zur Kontrolle des Ausfuhrverbots für Schwerter und Kettenhemden (Hensch 2020, S. 355, Abb. 2)

Eisenerzabbau und seine Spuren im Mittelalter
Mittelalterliche Eisenerzgewinnung in der westlichen/mittleren Oberpfalz sowie in Mittelfranken ist spätestens seit dem Ende des 7. Jahrhunderts n. Chr. archäologisch belegt. Man geht davon aus, dass hier im Frühmittelalter Kreideerze im Tagebau gewonnen und verhüttet wurden. Für eine Kontinuität des Abbaus bis ins 12. Jahrhundert sprechen die an der Oberfläche liegenden Erzbrocken und die trichterförmigen Gruben, die sogenannten Pingen. Allerdings sind solche frühen Abbauspuren nicht immer eindeutig, da sie häufig durch jüngere Abbauaktivitäten zerstört wurden, wie beispielsweise in den spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Montanrevieren von Sulzbach und Amberg.
Dennoch lassen sich die frühen Trichtergrubenfelder auch heute noch erkennen. Große Pingenfelder finden sich nördlich von Ebermannsdorf im Landkreis Amberg-Sulzbach, sowie auf der Hochebene über dem Vilstal östlich von Schmidmühlen-Archenleiten im Landkreis Schwandorf. Ein zusammenhängendes Pingenfeld mit einer Fläche von etwa 250 x 200 Metern befindet sich nordwestlich von Premberg. Hier sind auf engem Raum zahlreiche Pingenfelder konzentriert. Auch eine Vielzahl von Einzelpingen und Schürfgruben sind nachgewiesen worden. Allerdings wurden die Flächen seit dem Mittelalter durch Landwirtschaft verebnet. Es wäre also möglich, dass einige der heute verstreuten Pingenfelder ursprünglich zu den konzentrierten Abbauflächen gehörten und die Ausdehnung des ursprünglichen Gebietes weit größer war. Die Dynamik des Bergbaus ist heute durch die Geländespuren nicht nur auf dem digitalen Geländemodell, sondern auch mit bloßem Auge deutlich zu erkennen.

Geografische Verteilung von Abbauspuren des mittelalterlichen Bergbaus zwischen Amberg und Premberg sowie des südlichen Bruchschollenlands (Hensch 2020, S. 369, Abb. 8)

Erhaltungszustand und Datierbarkeit
Die Pingen sind sehr unterschiedlich erhalten, von flachen Vertiefungen bis zu Schächten mit einer Tiefe von drei Metern. Überwiegend handelt es sich jedoch um kleinere Schächte mit einem Durchmesser von etwa zwei bis vier Metern. Daneben gibt es einzelne große Abbauen, deren Oberfläche bis zu zehn Meter im Durchmesser erreicht. Die enorme Anzahl von Bergbauspuren könnte darauf hindeuten, dass sie in unterschiedlichen Zeitabschnitten entstanden sind. Für konkrete Altersbestimmungen wären allerdings weitere archäologische Untersuchungen notwendig. Das Bergbaurevier entlang der mittleren Vils zwischen Amberg, Premberg und Kallmünz spielt in der Forschung nur eine untergeordnete Rolle. Bei der Datierung wird dieses Kleingebiet weitgehend mit dem Alter des Erzbergbaus um Amberg und Sulzbach gleichgesetzt. Auf der mittelfränkischen Alb endete der Erzbergbau mit dem Ende der karolingisch-ottonischen Epoche und wurde offenbar durch den Sulzbacher und Amberger Bergbau im 12. Jahrhundert ersetzt.

Abraumhalden sowie Schachtanlagen des mittelalterlichen Eisenerzabbaus auf einem großen Pingenfeld, Dauchinger- und Schwabenberg östlich von Schwabhof bei Ensdorf (Hensch 2020, S. 373, Abb. 13)
Große Schachtpinge des mittelalterlichen Eisenerzabbaus auf einem Pingenfeld östlich von Höchensee (Hensch 2020, S. 375, Abb. 17)

Letzte Entwicklungsphase des Eisenerzbergbaus in der Oberpfalz
Insgesamt lässt sich sagen, dass der Eisenerzbergbau im Raum Amberg-Sulzbach vom 7. Jahrhundert bis in die Neuzeit nachweisbar ist. Die Eisenerzeugung bzw. die industrielle Entwicklung in der Oberpfalz erlebte ihre Blütezeit zwischen dem Ende des 13. und 15. Jahrhunderts. Der Bergbau erreichte bereits Tiefen von 100 bis 200 Metern. In Amberg, Sulzbach, Auerbach und Umgebung befanden sich die Zentren der Erzgewinnung. Um sie herum entstanden zahlreiche Hüttenwerke, sowie eine Vielzahl von Hämmern und Hammermühlen. Danach begann aus verschiedenen Gründen der Verlust der wirtschaftlichen Bedeutung der Oberpfalz.


Literaturverzeichnis
F. Wieser, Ein mittelalterlicher Verhüttungsplatz in Sulzbach (Landkreis Aichach-Friedberg), in: Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 313 (Bonn 2018).
K. Ackermann, Die Oberpfalz. Grundzüge ihrer geschichtlichen Entwicklung, in: Bayer. Hypotheken- u. Wechsel-Bank (München 1987).
M. Hensch, Bemerkungen zur mittelalterlichen Montanlandschaft zwischen Premberg, Schmidmühlen und Amberg, in: Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg 13, 2020, 351-394.
M. Hensch, Erz-Feuer-Eisen: Eine kleine Geschichte des frühen Montanwesens in der mittleren Oberpfalz (Berlin 2018).
M. Straßburger, Montanarchäologie in einer Trasse im Tangrintel und in der Oberpfalz, in: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 59 (2018), 265-269.