Die fränkischen Kaiser des Mittelalters kamen viel herum in ihrem Reich. Da es keine Hauptstadt im heutigen Sinne gab, also keinen Verwaltungssitz, waren sie gezwungen stets von einem Landesteil in den nächsten zu reisen, um dort ihren Amtsgeschäften nachzukommen. Es wurde Recht gesprochen, Verhandlungen geführt, Ländereien vergeben oder entzogen.

Damit der Kaiser und sein Gefolge überall eine angemessene Unterkunft hatten, wurden an vielen Orten im Reich entsprechende Anlagen errichten, die wir heute Pfalzen, bzw. Königs- oder Kaiserpfalzen nennen. In Forchheim und in Hallstadt bei Bamberg befanden sich nachweislich zwei dieser Pfalzen. Und zumindest für Forchheim gibt es auch einige Hinweise auf den dortigen Standort.

Wie der Kaiser lebte und aß
Die Pfalzen sollten nicht nur repräsentative Bauwerke darstellen und eine standesgemäße Unterkunft garantieren, sondern Kaiser und Gefolge auch ausreichend versorgen können. So erließ Karl der Große um 800 n.Chr. eine Verwaltungsvorschrift die heute als „Capitulare de villis" bekannt ist. Darin wird in 70 Kapiteln teils sehr genau geregelt, wie eine Pfalz zu führen ist und welche Vorräte für den Kaiser bereitstehen müssen. Neben der Pferde- und Fischzucht wird auch die Imkerei behandelt und insbesondere die Gärtnerei findet Erwähnung. Die Verwalter einer jeden Pfalz hatten dafür zu sorgen, dass genug Getreide und Gemüse, sowie Heilpflanzen angebaut wurden, um den Hofstaat und die Arbeiter auf den Gütern der Pfalz auch für mehrere Wochen versorgen zu können. Eventuelle Überschüsse konnten der Staatskasse zugeführt werden.

Pflügen eines Ackers, Abbildung aus dem Stuttgarter Psalter der 1.Hälfte des 9.Jh., Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart online, fol124v
Säen und Ernten von Getreide, Abbildung aus dem Stuttgarter Psalter der 1.Hälfte des 9.Jh., Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart online, fol146r
Ackerbau, Abbildung aus dem Stuttgarter Psalter der 1.Hälfte des 9.Jh., Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart online, fol96v

Mittelalterliche Bürokratie schafft wertvolle Quelle
Mit dieser etwa 1200 Jahre alten Verwaltungsvorschrift, entstand ganz nebenbei eine für uns heute wertvolle historische Quelle. Sie zeigt uns nicht nur den gewünschten Bedarf eines Hofstaates im 9. Jahrhundert, sondern bietet uns außerdem einen guten Überblick über die bekannten Feldfrüchte der Zeit. Um hier nur beispielhaft einige zu nennen:
So finden sich im „Capitulare de Villis" Hinweise auf die Cucumis melo, die Zuckermelone, den Cucurbita lagenaria, den Flaschenkürbis oder die Allium cepa die Küchenzwiebel.
Und in Kapitel 61 der Verwaltungsvorschrift heißt es: „Ut unusquisque iudex quando servierit suos bracios ad palatium ducere faciat; et simul veniant magistri, qui cervisam bonam ibidem facere debeant." Heißt: „Jeder Amtmann lasse während seines Hofdienstes von seinem Malz zur Pfalz bringen und schicke zugleich auch Braumeister mit, damit sie dort ein gutes Bier brauen."

Wenn Sie also demnächst in Ihrem Garten ihre Cucumis sativus (Gurken) pflanzen oder für den Grillabend noch einen Lactuca sativa (Gartensalat) mit etwas Petroselinum crispum (Petersilie) ernten, dann stellen Sie sich vor, dass die Arbeiter auf den Gütern der Kaiserpfalz vor über 1000 Jahren ähnliches verrichtet und anschließend ein Cervisa bona (gutes Bier) genossen hatten.