Kaiser Heinrich II.: Heiliger, Stadtgründer, Scherzkeks

Der heilige Kaiser Heinrich (973-1024) und seine ebenfalls heilig gesprochene Frau Kaiserin Kunigunde (um 980-1033) spielen noch heute in Bamberg eine große Rolle. Straßen, Schulen und Kirchen sind nach ihnen benannt. Gemeinhin wird Heinrich II. heute als frommer Herrscher wahrgenommen, der ernst und besonnen sein Reich verwaltete und auch vor kriegerischen Auseinandersetzungen nicht zurückschreckte. Doch er hatte auch eine ganz andere Seite.

Neben der offiziellen Person des Kaisers haben sich auch Spuren eines privaten Heinrich überliefert, die in der allgemeinen Wahrnehmung kaum bekannt sind. Der Kaiser spielte gerne Streiche! Besonders oft erwischte es den Paderborner Bischof Meinwerk (um 975-1036). Meinwerk und Heinrich kannten sich bereits aus jungen Jahren, da sie beide die Domschulen in Halberstadt und Hildesheim besuchten. Später machte Heinrich seinen alten Schulfreund zum Hofkaplan und setzte ihn 1009 als Bischof von Paderborn ein.

Neben diesen Gunsterweisungen musste sich Meinwerk allerdings auch einiges gefallen lassen.

  • Während einer Messe im vollbesetzten Dom, las Meinwerk in Latein aus dem Messbuch vor und wollte für die famulis und famulabus (Knechte und Mägde) beten, dass ihnen vergeben wird. Schlitzohr Heinrich hatte jedoch zuvor die Vorsilben fa- ausradieren lassen, sodass Meinwerk – an nichts Böses denkend – für die mulis und mulabus betete, also für die Esel und Eselinnen. So war der arme Meinwerk vor dem Kaiser, Hofstaat und allen Anwesenden blamiert.
  • Heinrich hatte aber auch deutlich schwärzeren Humor, denn ein anderes Mal inszenierte er eine göttliche Botschaft, bei der Meinwerk durch himmlisches Zutun ein Pergament erhielt, in dem sein naher Tod vorhergesagt wurde. Der fromme Mann verschenkte daraufhin all sein Hab und Gut, regelte seinen Nachlass und bereitete sich auf seinen Tod vor. Als er nach fünf Tagen aber immer noch lebte, ging er zum Kaiser, der ihm zu seiner Auferstehung gratulierte. Wir können davon ausgehen, dass der Kaiser Meinwerk geholfen hatte seine verschenkten Güter wieder zu bekommen.
  • Einen noch grenzwertigeren Scherz erlaubte sich Heinrich mit einem nicht näher benannten Mann aus seinem Gefolge. Das Opfer wurde auf Geheiß des Kaisers mit Honig bestrichen und anschließend wurde ein Bär in den Raum geführt, der dem Mann den Honig vom Körper schlecken durfte. Eine sicherlich traumatisierende Erfahrung.

Auch wenn diese Streiche nicht jedermanns Geschmack sein dürften, so zeigen sie doch, dass auch ein Heiliger, ein Kaiser, Stadtgründer und bedeutender Politiker seiner Zeit durchaus Humor hatte. Er war eben auch ein Mensch, der auch nach Jahrhunderten noch hinter den Legenden der Kirche und den Auswertungen der Historiker hervorscheint.

Was seine Frau Kunigunde von den Streichen ihres Mannes hielt ist leider nicht überliefert.

Krönung von Heinrich II und Kunigunde durch Jesus, Perikopenbuch Heinrich II entstanden zwischen 1007 und 1012 (Quelle: Weinfurter, Abb. 10)
Aus Platzgründen ist ein weiterer Streich hier aufgeführt.

Literatur:
S. Weinfurter, Kaiser Heinrich II. - Bayerische Traditionen & europäischer Glanz, in: J. Kirmeier, B. Schneidemüller, S. Weinfurter, E. Brockhoff (Hrsg.): Kaiser Heinrich II. Ausstellungskatalog, S. 15-29.
Bernd Schneidmüller, Die einzigartig geliebte Stadt – Heinrich II. Und Bamberg, in: J.Kirmeier, B. Schneidmüller, St. Weinfurter, E. Brockhoff (Hrsg.), Kaiser Heinrich II., Begleitband zur Bayerischen Landesaustellung 2002, S. 30-51.
Wolfram Galter, Gaukelspiel und Lautenklang, Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz (Onlinepublikation 2013).
Gerhard Schmitz, Ein Narr, der da lacht... Überlegungen zu einer mittelalterlichen Verhaltensnorm. In: Th. Vogel (Hrsg.), Vom Lachen. Einem Phänomen auf der Spur. Tübingen 1992, S.165-180.

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