Bei einer archäologischen Ausgrabung im Landkreis Bamberg traf ein Archäologenteam von IN TERRA VERITAS vor Kurzem auf einen sehr gut erhaltenen Lehmofen aus der späten Bronzezeit (etwa 1000 v. Chr.). Öfen dieser Zeit wurden schon öfter ausgegraben, doch das Besondere bei dieser Entdeckung ist die gute Erhaltung einzelner Details. Damit stellt dieser Befund ein besonders anschauliches Beispiel für die Konstruktion dieser Anlagen dar.
Im Mai 2022 mussten die ArchäologInnen von IN TERRA VERITAS ausrücken, da für die Erweiterung eines Firmengeländes geprüft werden musste, ob hier Reste einer in der Nähe bekannten keltischen Siedlung vorhanden waren. Auch die Nachbarflächen wurden in den Jahren zuvor bereits geprüft. Auf diesen hatten sich jedoch nur noch sehr wenige und stark gestörte Reste dieser Siedlung erhalten. So wurden auch auf dieser Fläche nur spärliche Reste erwartet. Doch es zeigte sich schon nach kurzer Zeit, dass auf dem neuen Baugrundstück offenbar ein zentraler Platz einer Siedlung gewesen sein musste.

Lehmofen der Siedlung gefunden
Obwohl auch hier zahlreiche, zum Teil sehr tief reichende Störungen vorhanden waren, konnten weitere Strukturen von Häusern, sowie ein großer Brunnen freigelegt werden. Die größte Überraschung allerdings kam, als man sich einer etwa nierenförmigen Grube von ca. 3,30m Länge und 2m Breite widmete. Die Annahme, es handele sich um eine einfache Abfallgrube wurde bereits nach kurzer Zeit widerlegt. Beim Abtiefen kam ein Grubenkomplex zum Vorschein, bei dem ein älterer Ofen mit Lehmwandung von mehreren Gruben mit Teilverfüllungen geschnitten wurde.

Aufsicht auf den Ofen in etwa 50cm Tiefe mit stark vereinfachten Befundkonturen
Detailaufnahme des Ofens mit Baugrube, Wandungsresten und Tenne
Der ursprünglich wohl kreisrunde Ofen war bis zu 60cm in das damalige Gelände eingetieft. Auf seiner Sohle fand sich eine recht dicke Tenne aus glatt gestrichenem Lehm. Am Rand dieser runden Lehmplatte wurde die Wandung des Ofens, ebenfalls aus Lehm aufgebaut. Nachdem der Ofen aufgegeben wurde, entstand direkt westlich davon eine Abfallgrube, die teilweise den Ofen schnitt. Die Nutzungszeit des Ofens konnte anhand der in der Ofenverfüllung vorhandenen Keramik auf die späte Urnenfelderkultur datiert werden (ca. 1000 v. Chr.). Die Abfallgrube entstand offenbar relativ schnell nach der Aufgabe des Ofens.

Die Besonderheiten
Erwähnenswert bei diesem Befund ist die Ofenwandung, die zum Teil noch bis zu 30cm hoch erhalten war. Das ist bei vergleichbaren Befunden eher selten. Die Lehmwandung verziegelte durch die Nutzung des Ofens, wodurch sich Details der Herstellungstechnik erhalten haben. Die Ofenwandung wurde aus etwa faustgroßen einzelnen Lehmknollen "aufgemauert" und mit flüssigerem Lehm verschmiert. Dagegen wurde die Tenne eher aus plattenartigen Lehmstücken errichtet, die anschließend geglättet wurden, um eine ebene Fläche in der Kammer zu erzeugen.

Erstaunlich ist auch die Tiefe des Befunds. Während vergleichbare Anlagen nur wenig eingetieft sind, wurde der hier gefundene Ofen bis zu 50cm eingegraben. Eventuell hatte dies mit seiner Nutzung zu tun. Obwohl in der Verfüllung der Kammer sehr viel Keramik gefunden wurde, kann aber eine Nutzung als Keramikbrennofen ausgeschlossen werden. Es lagen keine Fehlbrände vor, die bei einer solchen Nutzung typisch wären. Möglicherweise handelte es sich um einen Brotbackofen, der zur besseren Wärmehaltung so tief eingegraben wurde. Allerdings hätte dann die Luftzufuhr umständlich von außen mittels Blasebalg, Blasrohr oder Fächern erfolgen müssen.
Seitenansicht des Ofens mit umliegender Stratigraphie, stark vereinfacht
Die Ausgrabung ist erst vor kurzem abgeschlossen worden und die Auswertung der Funde und Befunde läuft gerade erst an. Die hier vorgestellten Details sind lediglich vorläufig und werden durch die qualifizierten ArchäologInnen von IN TERRA VERITAS nochmals penibel geprüft. Vielleicht können dieser Konstruktion noch mehr Geheimnisse oder Besonderheiten entlockt werden.

Fotos:
IN TERRA VERITAS Bamberg