Der Domherr Georg von Bibra wacht durchfroren und mit eiskalten Füßen auf. Er ruft seine Diener. Sie bringen ihm ein Gefäß, das auf den ersten Blick wie eine Art Amphore mit einem herumgedrehten durchlöcherten Topf auf der Oberseite aussieht. Im Inneren glühen heiße Kohlen und aus den Löchern strömt angenehm warme Luft. Der Domherr hat so den Luxus, sich erst einmal aufzuwärmen, ehe der Kachelofen im Nebenzimmer von seinen Bediensteten angeschürt wird.
Diese Schilderung entspringt Gedanken, die den Archäologen von IN TERRA VERITAS erst diese Woche in den Sinn gekommen waren. Denn gerade laufen sie fröstelnd dem Bagger hinterher, um die Baugrube für einen neuen Strommasten auszuheben. Die Füße sind kalt, die Socken werden langsam nass, der Wunsch nach einer Wärmflasche und einer Heizdecke wird immer dringender. Und natürlich kommt auch die Frage auf: Wie haben sich die Leute früher bei dieser Kälte gewärmt?

Der kürzliche Artikel „Was machen Archäologen eigentlich im Winter?" sprach von einer weitestgehenden Einstellung der archäologischen Feldarbeit bei solchen Witterungsverhältnissen. Rückblickend liegt dabei die Betonung auf weitestgehend!

Heizbecken mit dem Wappen der Familie Bibra
Doch zurück zum Domherrn vor etwa 500 Jahren. Bei dem eingangs beschriebenen Gefäß handelt es sich um ein zweiteiliges Heizbecken mit einem Unterteil und einem Aufsatz. Die Funktionsweise ist simpel, aber effektiv. An der Rückseite findet sich eine halbkreisförmige Öffnung, durch die glühende Kohlen in einen Hohlraum gelegt werden. Die warme Luft kann dann durch kleine Löcher an der Oberseite entweichen.

Auf der Vorderseite prangt das Wappen der Familie von Bibra. Anhand der Wappenform kann das Gefäß in die Zeit um 1536 datiert werden. Ob es zum Haushalt des 1536 gestorbenen Georg von Bibra gehörte, dessen Wappen sich auf einer Grabplatte in der Nagelkapelle des Bamberger Doms findet, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. Es hielten sich nämlich zur gleichen Zeit auch andere Mitglieder der Familie von Bibra als Domherren in Bamberg auf.

Sicher ist jedoch, dass sich die Eigentümer dieser Heizvorrichtung in einem winterlichen Bamberg angenehm aufwärmen konnten.

Wärmegefäß um 1536, evtl. aus dem Haushalt des Georg von Bibra (Quelle: Geschichte aus Gruben und Scherben – Archäologische Ausgrabungen auf dem Domberg in Bamberg, Bamberg 1993; Taf. 25; K275,276)

Nur eine von vielen Heizmöglichkeiten
Solche oder ähnliche Heizgefäße wurden mindestens schon seit dem Hochmittelalter verwendet. Das zeigt beispielsweise ein Bild, welches Mitte des 13. Jahrhunderts vermutlich in Würzburg entstanden ist. Auf dem wärmt sich ein Mann einen Fuß über einer offenen Glutschale.

Neben diesen Wärmegefäßen gab es natürlich auch weitere Heizmöglichkeiten, wie z.B. Kachelöfen, die für Archäologen besonders interessant sind. Die Kacheln waren in ihrer Form und ihrem Aussehen immer einem modischen Wandel unterlegen, was heute den Experten eine sehr zuverlässige Datierung ermöglicht.

Aber auch offene Kamine mit großen Feuerstellen spendeten den Menschen des Mittelalters angenehme Wärme.

Zwischen 1250 und 1259 entstandenes Monatsbild "Januar". Ein Mann wärmt sich einen Fuß über einer offenen Glutschale, daneben ein Kachelofen. (Bildquelle: K. Bedal, Bauernhäuser aus dem Mittelalter, Bad Windsheim 1997, S.49)
Menschen wärmen sich an einem offenen Kamin, Ausschnitt aus dem Monatsbild Februar aus dem Stundenbuch des Duc de Berry, um 1416 (Quelle: H. Dormeier, Bildsprache zwischen Tradition und Originalität: Das Sijet der Monatsbilder, in: DHM (Hrsg.) Feste und Bräuche aus Mittelalter und Renaissance – Die Augsburger Monatsbilder, Gütersloh 2007, S.16-25)
Die hier gezeigten Wärmequellen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus einer reichen Palette an unterschiedlichen Ausformungen, wie die Menschen früher heizten und wie man die Funktion des Heizens mit Ästhetik und zeitgenössischem Stil verbunden hatte.