Mittelalterliche Wasserversorgung. Drei Brunnenbeispiele aus Forchheim und Bad Windsheim

Früher wie heute spielt die Wasserversorgung eine zentrale Rolle im Leben der Menschen. Wer heute bei uns Wasser braucht, um zu kochen, sich zu waschen oder zu trinken, öffnet den Hahn und schon kommt sauberes Trinkwasser aus der Leitung. Ein Luxus, den die Menschen im Mittelalter nicht hatten. Und gerade in Städten kam ein weiteres Problem dazu, denn die durchfließenden Bäche oder Flüsse wurden zur Entsorgung von Abfällen aller Art genutzt und waren so meist stark verschmutzt. Da ein Zugang zu sauberem Trinkwasser aber überlebenswichtig war, blieben nur noch Brunnen.

So stoßen archäologische Ausgrabungen gerade im Stadtbereich immer wieder auf Brunnen aus unterschiedlichen Zeiten. Doch Brunnen ist nicht gleich Brunnen. Wollten die Menschen damals an Grundwasser gelangen, mussten sie einen Schacht bis in eine entsprechende Tiefe graben. Damit dieser Schacht nicht von selbst wieder einstürzte, war eine zuverlässige Wandsicherung notwendig. Diese konnte auf verschiedene Arten konstruiert sein. Hier nur drei Beispiele.

Fassbrunnen
Archäologen von IN TERRA VERITAS sind zuletzt in der Altstadt von Forchheim (Oberfranken) auf ein solches Exemplar gestoßen. Beim Fassbrunnen wird bei einem nicht mehr gebrauchten Fass der Boden und Deckel entnommen und die so erhaltene Röhre in die Baugrube abgetieft. Wenn nötig, können mehrere Fässer übereinander eingebaut werden. Durch den Erddruck von außen ist die Holzröhre stabil und der Zugang zum Wasser gesichert. Solche Fassbrunnen finden sich häufig als Nutzbrunnen in Hinterhöfen privater Anwesen. So auch der ausgegrabene Brunnen in Forchheim, der am Ende des Mittelalters angelegt und über 50 Jahre genutzt wurde, bevor er mit Aushub und Abbruchmaterial sowie Abfall verfüllt wurde.

Holzbrunnen der Grabung in Forchheim mit stark beschädigtem Holzfass und Teilverfüllungen. Dargestellte Stratigraphie vereinfacht.
Letzte erhaltene Reste eines Steinbrunnens mit einer Tiefe von über 3m unter der modernen Geländeoberkante

Steinbrunnen
Aufwändigere Konstruktionen aus Stein bestehen meist aus dem lokal vorkommenden Felsen und sind naturgemäß deutlich länger haltbar als Hölzerne. Denn diese verfaulen nach einer gewissen Nutzungszeit und werden so unbrauchbar. Bei einer Ausgrabung in Bad Windsheim (Mittelfranken) kamen gleich mehrere solcher Steinbrunnen im Bereich des ehemaligen Spitals zum Vorschein. Hier bestand ein älterer Brunnen aus Kalksandsteinquadern und war trocken gesetzt. Trotz der starken Störungen im oberen Bereich konnte anhand der Verfüllung des Brunnens an dessen Sohle noch zumindest der Zeitpunkt seiner Aufgabe in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts festgestellt werden.

Der Nachfolgebrunnen war deutlich sorgfältiger und wohl auch mit repräsentativen Hintergedanken errichtet worden. Er bestand aus akkurat behauenen Gipssteinblöcken in Bogenform, die auf der sichtbaren Seite bei regelmäßigen Fugenweiten genau gesetzt wurden. Dagegen weiten sich im nicht sichtbaren Bereich die Fugen deutlich und sind mit Mörtel und Ziegelbruchstücken gestopft. Anhand der Funde aus der Baugrube des Brunnens kann seine Errichtungszeit in die Jahre um 1500 bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts angegeben werden. Die Verfüllung erfolgte wohl erst mit dem Anschluss des Hospitals an die städtische Wasserleitung im November 1919. So liegt hier wohl eine Nutzungszeit von gut 400 Jahren vor.
Innenseite des jüngeren Brunnens
Ehemals unterirdisch gelegene Außenseite

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