Pech muss man haben!

Heute verbinden wir mit dem Begriff "Pech" eher Unglück, obwohl es sich doch um einen der ältesten Werkstoffe der Menschheit handelt. Von der steinzeitlichen Pechklebung von Pfeilspitzen aus Feuerstein über mit Pech gefüllte Brandbomben bis zur Abdichtung von Bierfässern in der Moderne. Pech war enorm wichtig für das Verbinden von Materialien. Ohne diesen Stoff wären viele Objekte des Alltags in früheren Zeiten nicht denkbar gewesen.
Mit Pech gefüllte Brandbomben des 16.Jahrhunderts (Quelle: Oettel 1989, S. 234, Abb. 1)
Aus der Vorgeschichte ist zwar die Verwendung von Pech und Teerprodukten bekannt, allerdings hat die Archäologie nur wenige Produktionsstätten bisher gefunden. Dagegen gibt es etliche Teergruben aus dem frühen Mittelalter, die in ihrer Form durchaus mit den wenigen vorgeschichtlichen Gruben vergleichbar sind.

So wird Pech gewonnen
Zunächst wird im Frühsommer – wenn die Bäume im Saft stehen – die Rinde von etwa 30 – 40 Jahre alten Birken geerntet und anschließend getrocknet. Sind die Bäume älter, lässt sich die Rinde schwerer entfernen, sind sie jünger, bilden sie weniger Pech.
Nun stellt man ein großes Gefäß in eine längliche Grube und verschließt die Mündung mit einem Trichter, so dass das Pech in den Topf fließen kann. Auf den Trichter wird dann ein mit der Birkenrinde und Fichtenholz gefüllter Topf kopfüber gestülpt. Die ganze Konstruktion wird dann mit Lehm abgedichtet. Anschließend wird um die Anlage ein Scheiterhaufen errichtet und kontrolliert abgebrannt. Durch die Hitze des Feuers wird das in der Rinde und im Holz enthaltene Harz und Pech flüssig und fließt durch den Trichter nach unten in den Auffangtopf. Alternativ kann auch ein am Boden durchlochter Topf genutzt werden, um das Brenngut aufzunehmen. Dabei wird dann die nach oben weisende Öffnung mit einem Deckel aus Keramik, Ton oder Stein abgedichtet.

Frühmittelalterliches System der Pechgewinnung mit geschlossenen Gefäßen (Quelle: Oettel 1989, Abb. 9)

Archäologische Nachweise
Solche Anlagen finden sich in bewaldeten Gebieten wie zum Beispiel in der Oberpfalz. Bei einer archäologischen Ausgrabung bei Wackersdorf (Landkreis Schwandorf) wurde ein gut erhaltenes Exemplar freigelegt. Auch einzelne Funde und Befunde können Indizien für eine stattgefundene Teergewinnung darstellen. So beispielsweise durchbohrte oder bereits mit Löchern hergestellte Töpfe mit starken Ruß- bzw. Feuerspuren an der Außenseite oder anhaftenden Pechresten. Auch längliche Gruben mit entsprechend verkohlten oder verziegelten Grubenwänden und Holzkohleverfüllungen deuten darauf hin.

Rekonstruktion der Pechsiederei bei Wackersdorf im Freilichtmuseum Finsterau (Quelle: Breinl 1998)
Neben dieser einfachsten Art der Pechgewinnung traten später auch noch deutlich aufwendigere Konstruktionen im Meilerverfahren, mit Herdstellen und schon fast industriell arbeitenden Teeröfen auf.

Quellen:
Lothar Breinl, Eine Vorrichtung zur Pechgewinnung im Kohlenmeiler aus Wackersdorf, Lkr. Schwandorf, in Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz, Bd 2 1998, S.469-474
Gunter Oettel, Die mittelalterliche Pechsiederei im Südosten der DDR, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Bad. 33, 1989, S.227-287.

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