Franken ist geprägt von Anhöhen und Mittelgebirgen, die von kleineren und größeren Flusstälern durchschnitten werden. Im Süden und Osten gibt es die Fränkische Alb, die Fränkische Schweiz; im Norden den Frankenwald, den Thüringer Wald und das Thüringer Schiefergebirge sowie Röhn und Spessart. Im Westen zeigen sich Frankenhöhe und die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge. Dazu kommen der Steigerwald und die Haßberge. So stellt sich für Fränkinnen und Franken der malerische Anblick ihrer Heimat dar.
Bergsporn in Oberfranken (IN TERRA VERITAS Bamberg, Marlene Ruppert-Dallmann, 2022)
Auch in der Bronzezeit konnten die Menschen diesen Anblick schon genießen und haben vor allem auch die geographischen Besonderheiten genutzt. So konnten in dieser Landschaft bisher 59 Höhensiedlungen der späten Bronzezeit – d.h. Ansiedlungen auf den Bergrücken – archäologisch erfasst werden. Die Siedlungen sind der zu dieser Zeit vorherrschenden spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur zuzurechnen. Darunter befinden sich bekannte Erhebungen wie der Hesselberg im Landkreis Ansbach, das Walberla im Landkreis Forchheim, der Bullenheimer Berg im Landkreis Kitzingen und Neustadt a.d. Aisch oder der Bamberger Domberg, sowie der Marienberg in Würzburg oder auch die Giechburg im Landkreis Bamberg.

Phasen und Datierung der 600 Jahre andauernden Urnenfelderzeit

Frühe Urnenfelderzeit 1365-1200 v. Chr.
Ältere Urnenfelderzeit 1200-1100 v. Chr.
Mittlere Urnenfelderzeit 1100-1050/1020 v. Chr.
Jüngere Urnenfelderzeit 1050/1020-950/920 v. Chr.
Späte Urnenfelderzeit 950/920 – etwa 800 v. Chr.
Die fränkischen Höhensiedlungen
Zahlreiche mittelalterliche Burgen prägen das fränkische Landschaftsbild und genauso viele spätbronzezeitliche Höhensiedlungen sind hier vorstellbar. Oft liegen diese sogar unter den mittelalterlichen Burgen. Die kontinuierliche Nutzung dieser Orte über Jahrtausende zeigt deren strategische Bedeutung. Sie liegen auf Bergspornen und Hochflächen mit steil abfallenden Hängen. Oft wurden auch Bergsporne gewählt, die flaschenhalsartig verengende Öffnungen zur Hochfläche besitzen. Einige Höhensiedlungen lagen an Passstraßen über die Mittelgebirge oder an wichtigen Wasserwegen. Obwohl es keine regelhafte Bauweise gab, verfügten viele Siedlungen doch über wehrhafte Befestigungsanlagen. Diese reichten von einfachen Plankenwänden und Palisaden bis hin zu aufwändigem Trockensteinmauerwerk mit stützenden Holzkonstruktionen. Einige Orte waren innerhalb ihrer Befestigung dicht besiedelt, andere beherbergten eher locker gestreute Häuser oder sogar größere Freiflächen.
Rekonstruktion der Befestigung auf der Heunischenburg (Ostermeier 2012, S. 100)

Zwecke und Verbreitung
Neben der Besiedlungsdichte und den verschiedenen Befestigungsarten gab es bei den Höhensiedlungen zahlreiche weitere Unterschiede, wie Lage, Größe, Schutzcharakter, Verbreitung oder Naturraum. Diese Unterschiede lassen auf eine Vielzahl an sozialen, politischen, wirtschaftlichen und vielleicht auch rituellen Funktionen schließen. Es handelt sich daher nicht um ein einheitliches Phänomen des Siedlungswesens.

Durch die Verbreitung spezieller Keramikformen konnte herausgestellt werden, dass es wohl eine territoriale Grenze zwischen den beiden großen bayerischen Gruppen der Urnenfelderkultur gab. Diese Grenze zwischen der nordostbayerisch-böhmischen und der südoberpfälzisch-niederbayerischen Gruppe, lag im unteren Altmühltal. Der Abstand zwischen den fränkischen Höhensiedlungen, die einen Zentralort darstellten, betrug etwa 50 Kilometer. Denkbar sind zugehörige Territorien mit circa 2000 m² Fläche. Meistens werden den Orten mehrere Funktionen zugeordnet, wie Schutz, Repräsentation oder Kontrolle und Sicherung der Verkehrswege und des Handels. Es muss außerdem erwähnt werden, dass durch ein Klimaoptimum in dieser Zeit, die Lebensbedingungen auf Höhen günstiger waren.

Auf- und Niedergang der Höhensiedlungen
Während in der frühen Urnenfelderzeit die Anzahl an Siedlungen in Höhenlagen abnahm, kam es im weiteren Verlauf wieder zu einer Zunahme bis hin zu einer Blütezeit in der späten Urnenfelderzeit. In der folgenden Hallstattzeit ging diese Siedlungsform wieder stark zurück.

Die Menschen hatten sicherlich gute Gründe die Höhen zu besiedeln. Auch wenn man sich damals an die örtlichen Gegebenheiten anpasste, war die Errichtung einer Höhensiedlung dennoch mit einem immensen Aufwand verbunden. Beispielsweise wurden für die Befestigung der Heunischenburg im Landkreis Kronach ca. 2000 m³ Steinmaterial und 500 Festmeter Holz benötigt. Auch die Logistik hinter einem solchen Vorhaben war schwierig und die Umweltbedingungen ungünstig. Auf den Höhen ist es windiger, kälter und feuchter als im flachen Land, die Beschaffung von Nahrungsmitteln beschwerlicher und die Wasserversorgung kompliziert. Einige ForscherInnen gehen davon aus, dass der Bau der Siedlungen keine eilige Reaktion auf eine unmittelbar bevorstehende Gefahr war. Vermutlich war es die Lösung für eine dauerhaft vorherrschende Bedrohungssituation.

Zur Klärung der Frage, warum die Höhensiedlungen wieder verlassen wurden, dient ein anderer Ansatzpunkt aus der Klimaforschung. Im 12. Jahrhundert v. Chr. kam es zu einer Erruption des Vulkans Hekla auf Island. Die Folge war ein gravierender Klimaabsturz mit merklich kühlerem und feuchterem Wetter. Daten grönländischer Eisbohrkerne grenzen dieses Ereignis um 1120 v.Chr. (+-50) ein, was von Eichenjahrringen aus Irland (1159 – 1141 v.Chr.) bestätigt wird. Diese drastische Klimaverschlechterung könnte die Bewohner der höher gelegenen Orte dazu gezwungen haben ihre Siedlungen aufzugeben. Ein weiterer Grund könnten die von den Menschen selbst veränderten Rahmenbedingungen sein, wie selbst geschaffener Landschaftswandel und Raubbau an natürlichen Ressourcen. Die Folgen könnten gesellschaftliche Umbrüche sowie wirtschaftliche Veränderungen gewesen sein. Auch eine Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Faktoren ist denkbar.


Literatur:
N. Ostermeier, Urnenfelderzeitliche Höhensiedlungen in Bayern nördlich der Donau. Topographische, chronologische und funktionale Aspekte. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie (Bonn 2012). Hier auch weiterführende Literatur.