Rekonstruktion eines Handelsnetzes
Allein dies zeigt, dass die Menschen vor über 6000 Jahren hochwertigen Feuerstein über längere Entfernungen transportiert haben müssen. Doch noch interessanter sind die regionale Verteilung und Qualität der Funde, was auf ein reges Handels- und Verkehrsnetz schließen lässt.
Vergleicht man Rohmaterialvorkommen der linearbandkeramischen Siedlungen in Westfranken, zeigt sich, dass baltischer Feuerstein vor allem im nördlichen Teil verwendet wurde. Dagegen ist westischer Feuerstein und Kieselschiefer nur entlang des Mains zu finden. Dies zeigt einerseits, dass es Versorgungsunterschiede in den einzelnen Siedlungen gab und andererseits, dass der Main ganz offensichtlich als Verkehrsweg genutzt wurde.
Der Jurahornstein aus der Frankenalb taucht nur im südlichen Teil des hier besprochenen Gebietes auf.
Ein steinzeitliches Wirtschaftssystem
Besonders interessant ist auch, dass mit wachsender Entfernung der Siedlungen von der Hauptverkehrsroute der Anteil an gefundenem Rohmaterial sinkt. Gleichzeitig erhöht sich aber der Anteil an Halbfertig- und Fertigprodukten, wie beispielsweise fast fertige oder bereits einsatzbereite Klingen. So kann man sich vorstellen, dass in den handelsroutennahen Orten die Rohmaterialien angenommen und weiterverarbeitet wurden. Die entstandenen Produkte wurden anschließend in die weiter entfernten Ortschaften gebracht. Dabei handelte es sich allerdings nicht nur um die am besten gelungenen Klingen, sondern auch solche, die durch zusätzliche Bearbeitungen erst verwendbar wurden. Es zeigt, dass die Menschen damals alle zur Verfügung stehenden Materialien ausnutzten, da die Versorgung mit Horn- und Feuersteinen im westlichen Franken der älteren Jungsteinzeit grundsätzlich scheinbar eher schlecht war.
Weiterentwicklung statt Stillstand
In der folgenden mittleren Jungsteinzeit ändert sich die Situation. Zum einen geht die Nutzung von westischem Feuerstein stark zurück oder endet ganz. Diese Entwicklung ist nicht nur in Franken, sondern im gesamten Nutzungsgebiet dieser Gesteinsart feststellbar.Zum anderen wird der sogenannte gebänderte Plattenhornstein – der sehr einprägsam aussieht – aus Abensberg-Arnhofen südlich von Kehlheim beliebt und in größerem Umfang abgebaut. Bemerkenswert ist dabei, dass sich der Fundanteil an gebändertem Plattenhornstein mit zunehmender Entfernung vom Abbauort nicht verringert. Vielleicht ist das ein Hinweis auf eine Veränderung und Weiterentwicklung in einem dichter werdenden Kommunikations- und Handelsnetzwerk.
Literatur/Links:
S. Scharl, Silex-Austauschsysteme am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum im westlichen Franken. In: V. Becker/ R. Gleser (Hrsg.), Mitteleuropa im 5. Jahrtausend vor Christus. Neolithikum undältere Metallzeiten. Studien und Materialien I (Münster 2012), 431-444.
www. flintsource.net
Lithothek des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen:
https://www.uf.phil.fau.de/abteilungen/sammlung/lithothek/