Im Jahr 812 n.Chr. erlies Karl der Große eine Landgüterverordnung in welcher geschrieben steht:Auf jedem unserer Krongüter sollen die Amtmänner einen möglichst großen Bestand an Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen und Böcken halten; fehlen darf dieses Vieh niemals" Es lässt sich also vermuten, dass die Viehhaltung eine große Bedeutung auf frühmittelalterlichen Burgen zugemessen wurde.  

Bei archäologischen Ausgrabungen kommen die meisten Tierknochen in Abfallgruben, Latrinen oder zeitgenössischen Verfüllungen zum Vorschein. In der Regel handelt es sich dabei um viele einzelne Knochen, jedoch keine zusammengehörigen Skelette. Die Tiere starben selten an Altersschwäche, sondern wurden geschlachtet und von den Burgbewohnern verzehrt, was Schlacht- und Zerteilungsspuren zeigen, die regelmäßig an den Knochen nachgewiesen werden können. Entweder ist ein Knochen sauber durchgeschnitten oder es finden sich Einkerbungen von einem Beil oder großem Messer. Die am häufigsten gefundenen Knochen stammen von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen, die klassischen Wirtschaftstiere. Schweine dienten allein der Fleischgewinnung, während die anderen noch weitere Einsatzgebiete hatten. So lieferten Rinder Milch und konnten für die Feldarbeit eingesetzt werden, Schafe und Ziegen gaben ebenfalls Milch und erstere produzierten zusätzlich noch Wolle. Weniger häufig werden auch die Überreste von Pferden gefunden, die hauptsächlich als Reit- und Lastentiere verwendet wurden.

Anhand der Knochen wird auch deutlich, dass die Vorfahren unserer heutigen Tiere kleiner waren. Ein frühmittelalterliches Rind hatte eine Widerristhöhe zwischen 100-135cm. Schweine waren schlank mit langen Beinen und stark behaart. Sie erinnerten eher an Wildschweine und nicht an unsere heutigen rosa Stallschweine. Außerdem lassen sich in der Regel auch Hausgeflügel wie Huhn und Gans, aber auch Wildtiere nachweisen.

Wildtiere
Anhand der Wildtierknochen lassen sich auch Rückschlüsse auf die damalige Umgebung der Burg schließen. Finden sich viele Hirsch- Wildschwein- oder Braunbärknochen im Fundgut, war das Umland vermutlich eher bewaldet. Dominieren dagegen die Überreste von Feldhasen, Rehen oder Rebhühnern, spricht das eher für lichte Wälder und Wiesen. Sicherlich wurde auch viel Fisch auf den Burgen verzehrt, doch sind deren Gräten oft so klein, dass sie die Jahrhunderte im Erdboden nicht überdauerten, oder die Fischreste den Hunden zum Fressen gegeben wurden. Hundeknochen wiederum finden sich selten in diesen Fundzusammenhängen. Natürlich gab es Hunde auf mittelalterlichen Burgen, doch hatten sie wahrscheinlich solch enge Bindungen zu den Menschen, dass sie gesondert begraben und nicht wie Abfall entsorgt wurden.

Zwei Beispiele aus Bamberg und Oberammerthal
Auswertungen der Tierknochen von zwei frühmittelalterlichen Burgen in Bamberg und Oberammerthal bei Amberg liefern entsprechende Ergebnisse. Auf beiden Burgen waren Schweineknochen am stärksten vertreten; Sie stellen circa die Hälfte der gefundenen Tierknochen. Nach den Schweinen bilden Schafe und Ziege die zweithäufigsten Tierarten auf beiden Burgen. Ihre Knochen ähneln sich stark und können oft nicht eindeutig zugeordnet werden, sodass sie zusammengefasst aufgeführt werden. Die drittstärkste Gruppe bilden die Rinder. Von ihnen konnten in Bamberg mindestens fünf und in Oberammerthal mindestens sieben Individuen nachgewiesen werden. Mit nur wenigen Knochen konnten Pferde, Hunde und Geflügel (Huhn, Gans) nachgewisen werden. Wildtierknochen bilden ca. 13% der Fundmasse auf beiden Adelssitzen, wobei der Rothirsch am stärksten vertreten ist.


Bilder:
Abbildungen aus dem Stuttgarter Psalter der 1.Hälfte des 9. Jahrhunderts, Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart online, fol96v

Literatur:
K. Kerth, P. Ettel, N. Hartmann, I. Landgraf: Die Haustier- und Jagdwildreste von den frühmittelatlerlichen Burgen Oberammerthal, Bamberg und Burgkunstadt (Nordbayern). In: Bayerische Vorgeschichtsblätter Jahrgang 64. 1994