Von Ägypten nach Oberfranken und in die Oberpfalz – Wie kleine Glasperlen von mittelalterlicher Weltpolitik erzählen
Kleine Perlen und große Politik
Die älteren blauen Mosaikaugenperlen finden sich im Frankenreich erstmals als Karl der Große kurz vor 800 diplomatische Kontakte zum Kalifen von Bagdad Harun al-Raschid aufnahm. Die beiden Herrscher besprachen sich über ein gemeinsames Vorgehen gegen ihre Feinde in Spanien und Byzanz. Dabei wurden Gastgeschenke ausgetauscht und Handelsabkommen geschlossen – die ersten seit der Eroberung Ägyptens durch die Araber, bzw. seit der Machtübernahme der Karolinger von den Merowingern. Als dann jedoch Karls Sohn Ludwig der Fromme 814 das Reich übernahm, hat er den Handel mit den "heidnischen" Arabern verboten. Genau in diesem Zeitraum fand auch der Wechsel von den älteren blauen Perlen hin zu den grünen statt. So gibt es auf dem gesamten Gebiet des Fränkischen Reiches keine Funde von grünen Mosaikaugenperlen, bis auf einer Ausnahme: dem östlichen Oberfranken und der Oberpfalz. So erfolgreich das Handelsembargo im restlichen Reich scheinbar auch war, galt dies offensichtlich nicht für die Randbereiche im Osten, wo es gute Handelsverbindungen nach Böhmen und Mähren gab. Offenbar war die Kontrolle der Grenzgebiete durch die karolingische Zentralmacht nicht ausreichend stark und der Zugang zu den begehrten Perlen noch soweit möglich, dass ein Handel über Böhmen, Mähren, den Balkan und Konstantinopel nach Alexandria – also unter Umgehung des Karolingischen Reiches - möglich war.
Eine komplizierte Herstellung
Die Herstellung ist deutlich komplizierter als bei den simplen einfarbigen und walzenförmigen Glasperlen. Mehrere Stangen aus unterschiedlich farbigem Rohglas werden langsam und vorsichtig erhitzt, so dass sie aneinanderkleben, sich aber nicht vermischen. Anschließend wird der weiche Glasstrang auseinandergezogen, wodurch sich der Durchmesser der Stange verkleinert und sich auch das aus einzelnen Stangen gebildete Muster verkleinert. Wenn man nun ein Stück aus dieser dünnen Stange schneidet, ohne die Enden dabei zusammenzuquetschen, hat man das "Auge" geformt. Um dieses Zentralmotiv wird anschließend der rundliche Körper mit anders farbigem flüssigem Glas aufgebracht, zur Kugel geformt und gelocht. Alle diese Arbeitsschritte müssen routiniert und ohne Fehler ablaufen, da das Glas sonst zerbrechen, zerfließen oder gequetscht werden könnte und so das Motiv ruiniert wird. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass die Glastemperatur immer exakt so hoch ist, dass das Glas formbar bleibt, aber nicht zu flüssig wird und so zu einem Brei verschwimmt.