Burg, Ruine, Burgstall

Diese Begriffe findet man öfter auf Landkarten. Doch was genau steckt dahinter und was kann man erwarten, wenn man dorthin einen Ausflug plant. Im Folgenden werden die Wörter kurz definiert und dazu ein paar regionale fränkische Beispiele aufgeführt, falls ein paar der LeserInnen selbst auf Entdeckungstour gehen möchten.

Den meisten LeserInnen wird grundsätzlich klar sein, was eine mittelalterliche Burg ist. Es handelt sich allgemein um militärische Verteidigungsanlagen und imponierende Wohnsitze der Herrschenden. Allerdings unterlagen diese Bauwerke stetigen Veränderungen, sodass heute oft nur sehr wenig von den originalen Strukturen erhalten ist. Sie wurden im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut, erweitert, durch Feinde zerstört und wiederaufgebaut.
Einige heute noch intakte Burgen finden sich in Oberfranken. So zum Beispiel die Altenburg in Bamberg, die Giechburg bei Scheßlitz, die Festung Rosenberg in Kronach oder die Veste Coburg.

Der Burgstall oder die abgegangene Burg
Der Begriff Burgstall bezeichnet nicht den Teil einer Burg, in dem das Nutzvieh lebte, sondern eine Stelle, an der einst eine Burg stand. Meist wurden diese Burgen bereits im Mittelalter abgerissen und es sind auch keine Mauersteine mehr vorhanden, da diese zum Bau neuer Gebäude wiederverwendet wurden. Auf Luftbildern können zwar oft noch Wälle, Gräben oder Hohlwege erkannt werden, doch vor Ort sind solche Überreste aufgrund des Bewuchses meist unsichtbar. Gleich drei Beispiele für Burgställe finden sich im oberfränkischen Bad Staffelstein im Umfeld von Kloster Banz. Im nahen Wald nördlich des Klosters zeugt ein Ringwall von einer frühmittelalterlichen Befestigungsanlage, die bereits im 9. Jahrhundert bestand. Des Weiteren liegt etwa 3 Kilometer nordwestlich die Erhöhung Kulch. Auf dem Gipfel thronte einst eine frühmittelalterliche Wallburg, deren Wallgraben-Anlage auf Luftbildern auch heute noch zu erkennen ist. Das dritte Beispiel ist der kegelförmige Berg Steglitz circa 2 Kilometer westlich des Klosters, dessen Spitze im 13. Jahrhundert eine kleine Burg trug. Diese wurde allerdings nie fertig gebaut und direkt wieder geschleift, denn bei Untersuchungen in den Jahren 1969/70 konnten keine Mauerreste gefunden werden.

Banzer Berg links, Steglitz rechts (Foto: privat)
Kulch links, Banzer Berg rechts (Foto: privat)
Blick von Süden hoch zum Wall auf dem Kulch, mit altem Weg im Vordergrund (Foto: privat)
Ein alternativer Begriff – oder eher eine Variante – des Burgstalls ist die abgegangene Burg. Dabei handelt es sich um eine Burg, die gänzlich verschwunden ist, oberflächlich nicht mehr ausgemacht werden kann und deren Existenz lediglich aus überlieferten Schriftquellen bekannt ist. Oft handelt es sich dabei um Hang- oder Spornburgen, die im wahrsten Sinne des Wortes den Berg hinabgegangen sind. Ursachen dafür waren oft Bergstürze oder die verstärkte Erosion aufgrund der exponierten Lage. Bestenfalls findet man von diesen Anlagen noch herabgestürzte Steine am Fuße des Berges.

Die Burgruine
Von einer Ruine spricht man dann, wenn noch Teile der Mauern erhalten sind oder zumindest Grundrisse rekonstruiert werden können. Zwei schöne Beispiele sind die Burgruinen Altenstein und Lichtenstein in den jeweils gleichnamigen Ortschaften in der Nähe des unterfränkischen Pfarrweisach. Erbaut wurden die zwei Burgen Anfang des 13. Jahrhunderts von den miteinander verwandten Familien Stein von Altenstein und Stein von Lichtenstein und dienten als Stammsitz der Herren. Die Burg Lichtenstein ist eine Doppelburg, deren Nordburg im Bauernkrieg 1525 stark beschädigt und nicht wieder aufgebaut wurde. Die Südburg wird dagegen noch heute von den Freiherren von Rotenhan bewohnt. Die Herren von Altenstein bewohnte ihre Burg bis 1703 und zogen dann in das neugebaute Schloss Pfaffendorf. Damit begann die Burg zu einer Ruine zu verfallen.

Beide sehenswerten Ruinen liegen erhöht über dem Weisachtal und sind für BesucherInnen geöffnet. Eine Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall.
(Kartengrundlage: https://www.openstreetmap.de/)
Ruine Altenstein, Ansicht von Nordwesten (Foto: privat)
Ruine Altenstein, Blick auf Kirchenchor und Brunnen im Vordergrund (Foto: privat)

Literatur
K. Schwarz, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordost- Bayern archäologisch gesehen. In: Ausgrabungen in Deutschland (Mainz 1975)
J. Zeune, Burgen – Symbole der Macht. Ein neues Bild der mittelalterlichen Burg. (Pustet, Regensburg 1996)

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