Über 2000 Jahre lang – von der Bronzezeit bis in das Mittelalter – bestimmen Fibeln als Trachtbestandteil und Schmuckstück das Aussehen der Menschen. Auch in Franken werden seit der späten Bronzezeit Fibeln verwendet. Für die Archäologie sind sie heute besonders interessant.

In Süddeutschland kommt es mit Einsetzen der Urnenfelderzeit zu weitgehenden Veränderungen in der Lebenswelt der damaligen Menschen. Das Klima verändert sich, Höhensiedlungen werden immer zahlreicher. Die Toten werden nicht mehr der Erde übergeben, sondern verbrannt und in Urnen beigesetzt. Zeitgleich kommen neue Formen im Sachgut auf. Und so fällt in diese Zeit auch die Entwicklung der Fibeln, auch wenn sich diese erst in der Eisenzeit gegenüber den Nadeln als Gewandschließen endgültig durchsetzen können. Man findet sie in Gräbern und Siedlungen, aber auch in Depots und auf Opferplätzen.

Abb.1 Fibelschema

Fibel ist nicht gleich Fibel
Die älteste Form einer Fibel in Süddeutschland ist die einteilige Violinbogenfibel (Abb. 2.1), die uns bereits aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. bekannt ist. In Norddeutschland kommen zur gleichen Zeit zweiteilige Urfibeln (Abb. 2.2) auf. Möglicherweise entwickeln sie sich aus den Rollenkopfnadeln und den Nadeln mit verdicktem und gelochtem Hals heraus. Der Ursprung der Violinbogenfibeln hingegen ist eher im Bereich Italiens, Griechenlands und des Nordwestbalkans zu sehen.

Grundsätzlich gibt es ein- und zweiteilige Fibeln, d.h. entweder sind Bügel und Halterung aus einem Stück oder getrennt voneinander gefertigt worden. Die süddeutsche Urnenfelderzeit kennt vier Grundformen:

  • -Drahtbügelfibeln (Abb. 3.2) (hierzu gehören auch die Violinbogenfibeln)
  • -Blattbügelfibeln (Abb. 3.10)
  • -Bogenfibeln (Abb. 3.12)
  • -Brillenfibeln (Abb. 3.17)

In der folgenden Eisenzeit reift das Prinzip der Sicherheitsnadel voll aus. Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten der Spannungserzeugung, sodass sich die Nadel nicht unabsichtlich aus der Halterung lösen kann. Die Spannung kann entweder durch einen elastischen Bügel (Schlangenfibeln, Abb. 4.1) erzeugt werden oder durch eine mindestens zweiteilige Spirale am Kopfende (Bogen- und Kahnfibeln, Abb. 4.2-3). Auch eine Armbrustkonstruktion, also eine vielteilige Spirale mit symmetrischer Gegenspirale ist möglich (Fußzierfibeln, Abb. 4.4). Die Formenvielfalt in der frühen Eisenzeit wird durch Paukenfibeln (Abb. 4.5) abgerundet, die alle Möglichkeiten der Spannungserzeugung aufzeigen.

Die Entwicklung der Fibel in Franken ist zunächst aus dem württembergischen Westhallstattkreis beeinflusst. So finden sich in Franken und in ganz Nordbayern neben den eher unspektakulär aussehenden Violin-, Bogen- und Kahnfibeln auch Blattbügelfibeln vom Typ Reisen und Weißenbrunn (Abb.3.10-11) sowie Typ Burladingen.
Abb.2 Violinbogenfibel (2.1), Urfibel (2.2)
Abb.4 Schema hallstattzeitlicher Fibeltypen

Auch ein Statussymbol
Zunächst werden die Fibeln aus Bronze gefertigt, später auch aus Eisen. Daneben gibt es aber auch seltene Exemplare aus Silber und Gold oder mit Besätzen aus Steinen oder Korallen. Hier zeigt sich, dass die Fibel nicht nur ein rein funktionaler Gegenstand ist, sondern auch als Schmuck fungiert und repräsentativ verwendet wird. Daher können über die Fibeltracht Rückschlüsse auf die soziale Position des Tragenden gezogen werden. Es kommt auch vor, dass durch Korrosion geringe Textilrückstände am Metall haften bleiben, die uns heute Hinweise auf die verwendeten Stoffarten und Muster liefern. So ist auch die Kleidung rekonstruierbar. Durch die Lage der Fibeln in Gräbern wissen wir, dass sie in der Regel einzeln oder paarig im Schulterbereich getragen werden (Abb. 5). Später kommen auch einzelne Fibeln auf der Brustmitte hinzu, sodass eine dreiteilige Fibeltracht entsteht.

Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung
Insgesamt ist so über die Fibel eine weitgehende und vielinformative Rekonstruktion der Tracht, des sozialen Status und der Lebensverhältnisse möglich. Natürlich nur, wenn sie in einem entsprechenden Grabkontext dokumentiert werden. Eine besondere Eigenheit der Fibel ist ihre mannigfaltige Ausgestaltung. Über die Zeiten und Räume hinweg entwickeln sich zahllose Formen und Varianten (Abb. 3), wodurch sie eine besonders gute Grundlage zur Datierung darstellt. Deshalb ist die Fibel außerordentlich wertvoll für die Archäologie.

Abb.3 Urnenfelderzeitliche Fibeltypen (Quelle: RGA VIII, 411-444 Fibel und Fibeltracht (U. Zimmermann und G. Mansfeld)
Abb.5 Tragweise hallstattzeitlicher Fibeln

Literatur:

RGA VIII, 411-444 Fibel und Fibeltracht (U. Zimmermann und G. Mansfeld)