Von IN TERRA VERITAS auf Donnerstag, 17. März 2022
Kategorie: Ausgrabungen

Das „Problem“ mit der C14 Datierung

Die Radiocarbonanalyse ist eine praktische und relativ verlässliche Methode das Alter von organischen Materialien zu bestimmen. Daher wird sie im Zuge von archäologischen Ausgrabungen zur Datierung oder Bestätigung bestehender Datierungen immer wieder eingesetzt. Allerdings ist es dabei wichtig, die Messdaten richtig zu interpretieren und in den Gesamtzusammenhang einzuordnen.

Das Beispiel der Wüstung von Lohnsitz im oberpfälzischen Tirschenreuth veranschaulicht dieses „Problem" sehr gut. Hier wurde im Zuge einer archäologischen Ausgrabung eine einzelne Holzkohleprobe aus den Überresten eines Grubenhauses mit der C14 Methode datiert. Das Ergebnis war der Zeitraum zwischen 1000 und 1160 n.Chr.

Das „Problem"
Nach der Datierung über andere archäologische Funde – in diesem Fall die jüngste gefundene Keramik – ist das Grubenhaus in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts abgebrannt. Über die C14 Methode schloss man jedoch auf ein Ende des Hauses um 1080 n.Chr. Auf dieses Ergebnis kam man, da einfach das Mittel der Analyse als Fixpunkt hergenommen wurde. Damit stimmte die C14 Datierung mit den anderen Ergebnissen nicht überein und wurde in Zweifel gezogen.

Die richtige Einordnung war nötig
Dieses exemplarische Beispiel zeigt, dass bei der Verwendung eines C14 Ergebnisses einiges zu beachten ist.
Zunächst zeigt die Datierung der Holzkohle nicht den Zeitpunkt des Feuers an, sondern den Zeitpunkt, an dem das Holz aufgehört hat, das C14 Isotop aus seiner Umgebung aufzunehmen, also quasi gestorben ist. In diesem Zusammenhang müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, denn ein Baum wird irgendwann gefällt und anschließend höchstwahrscheinlich getrocknet. Er liegt vielleicht mehrere Jahre in einer Holzlege oder wird sogar „second hand" aus einem anderen Konstrukt wieder verwendet. Wird er dann verbaut, bleibt er dort auch einige Zeit, Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte, bevor er ausgetauscht wird oder – wie in diesem Fall – verbrennt.
Außerdem ist zu bedenken, dass man bei einem kleinen Stück Holzkohle nicht weiß, aus welchem Teil des Baumstammes es stammt. Ist das Stück aus dem inneren Kernholz, wäre es älter, ist es aus dem äußeren Splintholz, dann jünger. Bei der analysierten Probe handelte es sich jedoch nur um ein kleines Stück verbranntes Holz. Baumart oder ursprüngliche Lage im Stamm waren so leider nicht mehr rekonstruierbar, was für eine genauere Altersbestimmung notwendig gewesen wäre.
Aufgrund dessen kann der Mittelwert der C14 Analyse von 1080 n.Chr. auch nicht unbedingt als Fixpunkt herangezogen werden, der für den Zeitpunkt des Grubenhausbrandes oder der Aufgabe der Siedlung steht.

Das C14 Datierungsergebnis ist also nicht unbedingt zweifelhaft. Denn berücksichtigt man die oben beschriebenen Faktoren und Einflüsse, dann kann das C14 Ergebnis (1000-1160 n.Chr.) mit der Datierung über Funde (1150 – 1200 n.Chr.) durchaus vereinbar sein.

Quellen
Stefan Pfaffenberger: Die Siedlung auf dem Grund des Oberen Stadtteichs – Ausgrabungen in Tirschenreuth-Lohnsitz, Heimat Lkr. Tirschenreuth, Bd. 20/2008, S. 129-14743 ff.
Harald Fähnrich: Stadtgemeinde Tirschenreuth. Neue historische Forschungen, Bd. 1, 2014, S. 79-85.
https://www.radiocarbon.com/deutsch/altholzeffekt-verstehen.htm
(13.01.2022)