Der bayerische Weg – Feedback zur Feldausbildung von ArchäologiestudentInnen bei In Terra Veritas

Im Rahmen der Mitgliedschaft bei Arkwork hatte IN TERRA VERITAS im Sommer 2022 die Ehre acht ArchäologiestudentInnen aus Schweden, Italien und den USA bei Ausgrabungen in Niederbayern, der Oberpfalz und Franken beschäftigen und ausbilden zu können. Ihre durchweg positiven Erfahrungen und Feedback möchten wir hier gern zusammengefasst präsentieren.

Die SaisonmitarbeiterInnen hatten noch bei keiner privatwirtschaftlichen Grabung teilgenommen und mussten sich erst in die unterschiedlichen Abläufe einarbeiten. Was von vielen positiv hervorgehoben wurde, war die – im Vergleich – effizientere Bearbeitung der Oberflächen. Der Oberbodenabtrag erfolgte zum Beispiel meist maschinell statt händisch. Auch die während der laufenden Grabung stattfindende Korrelation der Funde und Befunde über mehrere Referenzebenen wurde positiv erwähnt, was für die anschließende Bearbeitung und die arbeitsteilige Dokumentation von Vorteil war.
Daneben wurde auch die große Bandbreite unterschiedlicher Projekte hervorgehoben. Von neolithischen Fundplätzen auf dem offenen Feld bis zu frühneuzeitlichen Stadtkerngrabungen war alles vertreten.
Auch das benutzte Werkzeug wurde kommentiert: "Die japanische Kelle ist sehr effektiv und multifunktional und sollte meiner Meinung nach bei jeder Ausgrabung auf der ganzen Welt zum Grundwerkzeug gehören. Ich werde sie auf meine Weihnachtswunschliste setzen." (Emily)

Begeistert waren die Studierenden auch von der Möglichkeit in nahezu allen Teilbereichen einer Ausgrabung arbeiten zu können: Begleitung der Baggerarbeiten beim Oberbodenabtrag, Vermessung mit dem Tachymeter und dem GNSS (punktgenaue satellitengestützte Standortbestimmung), Graben und Dokumentieren mit anschließender Auswertung, um die Ergebnisse und Folgen möglicher Fehler bei der Dokumentation nachvollziehen zu können. „Jedes noch so winzige Stück verbrannten Tons oder Töpferware muss geborgen werden, … es sei den, man will die Leute verärgern, die später die Fundreinigung vornehmen." (Emily)
Die im Vergleich speziellen Richtlinien zur Dokumentation bei Ausgrabungen in Bayern mögen für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig gewesen sein, doch ihr Nutzen wurde ebenfalls schnell erkannt. So zum Beispiel was das Zeichnen und Kolorieren von Profilen betrifft: " Ich habe das noch nie gesehen oder selbst gemacht. Obwohl es anfangs etwas ungewohnt war, fühlte ich mich, je mehr ich mich damit beschäftigte, wie die archäologische Version von Bob Ross und habe es schließlich geliebt, Profile zu zeichnen". (Sophia)
Neben Werkzeugen, Technik oder amtlichen Richtlinien ist für eine angenehme Arbeitserfahrung natürlich eines enorm wichtig: Das Team und die Firma!
"Die Tatsache, dass Nina und Matthias ( Geschäftsführer des Standorts in Weiden) mir bei den deutschen Formularen geholfen haben und dass das Unternehmen die Kosten für meine Unterkunft übernommen hat, hat mir den Umzug wirklich erleichtert. Ich weiß diese Unterstützung sehr zu schätzen. (...) Abgesehen von der Tatsache, dass es ein sehr heißer Sommer war, hatte ich eine wunderbare Zeit. Die Arbeit war unabhängiger als die Lehrgrabungen der Universität, undtrotzdem fühlte ich mich wohl dabei, Fragen zu stellen. (...) Während meiner Arbeit in Deutschland bin ich als Person wirklich gewachsen. Es war eine fantastische Gelegenheit für mich, praktische Fertigkeiten als Archäologin zu erwerben und andere Menschen aus dem Fachbereich kennenzulernen. Es kann schwierig sein, sich nicht nur in einem neuen Job, sondern auch in einem neuen Land zurechtzufinden. Dennoch habe ich immer mein Bestes gegeben, so viel Wissen wie möglich zu erwerben. In Zukunft werde ich die hier gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen natürlich gut nutzen." (Josefine)
„Das Schwierigste für mich ist vielleicht, dass man sich von dem entfernt, was einem vertraut ist. Man verlässt Freunde und Familie und kommt in eine neue Umgebung, von der man nichts weiß, und mit einer Sprache, die man nicht spricht. Ich hatte definitiv Probleme damit, über einen längeren Zeitraum weg zu sein. Aber dank meiner Kollegen war der Übergang leichter und ich hatte eine wirklich gute Zeit in Deutschland. Wenn ich jetzt nach drei Monaten wieder zurückkehre, werde ich um viele Erfahrungen reicher und eine erfahrenere Archäologin sein als bei meiner Ankunft." (Fanny)
Dieses positive Feedback und die vielen guten Erfahrungen können die MitarbeiterInnen von IN TERRA VERITAS an ihre SaisonkollegInnen nun zurückgeben. Wir freuen uns auch im kommenden Jahr wieder AbsolventInnen archäologischer Fakultäten aus allen EU-Ländern bei uns aufnehmen zu können und so die internationale Zusammenarbeit um eine Facette reicher zu machen. Für einige hat sich hier ein Karrierepfad eröffnet, an den sie vorher noch gar nicht gedacht haben: Archäologische Feldarbeit in der Privatwirtschaft!

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