Würzburg in der Falle – Die Schlacht von Bergtheim 1400

Würzburg ist heute untrennbar mit dem Bischofssitz verbunden. Die bischöfliche Festung Marienberg als Schutzburg für die Würzburger ist heute noch ein beliebtes Ausflugsziel. Aber diese Verbindung zwischen Stadt und Bischof bestand nicht immer so einvernehmlich wie sie sich heute zeigt.

Bereits seit dem 11. Jahrhundert versuchten die Würzburger sich insgesamt 17-mal von ihrem Stadtoberhaupt – dem Bischof – loszusagen und eine freie Reichsstadt zu werden, die nur dem König untersteht und weitgehende Selbstverwaltungsrechte besitzt.

Zwischen 1396 und 1399 verbündeten sich die Würzburger mit zehn anderen Städten des Hochstifts zum Elfstädtebund. Sie wollten einerseits die Herrschaft des Bischofs abschütteln und andererseits vom König die Rechte von Reichsstädten erhalten. Nach einer kurzen Auseinandersetzung 1354, die zugunsten des Bischofs ausging waren die Würzburger zu hohen Wiedergutmachungszahlungen verpflichtet worden. Dies führte dazu, dass viele der reicheren Würzburger Handwerker und Kaufleute nach Nürnberg auswanderten, um dort die Freiheiten einer Reichsstadt genießen zu können.

Darstellung von Würzburg in der Schedelschen Weltchronik von 1493 (Bayerische Staatsbibliothek online: https://daten.digitale-sammlungen.de/0003/bsb00034024/images/index.html?id=00034024&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=393)

Ausrufung der Reichsstadt
Trotz aller Rückschläge verfolgte Würzburg weiter seinen Plan und entsandte eine Delegation zu König Wenzel, der am 13.10.1397 tatsächlich eine Urkunde ausstellen ließ, die Würzburg und seine Verbündeten als Reichsstädte bestätigte. Immerhin hatten die Würzburger dafür 4000 Gulden bezahlt. Dabei gab es jedoch ein Problem: der Status als Reichsstadt galt nur so lange, wie König Wenzel lebte, zusätzlich hatte die Urkunde noch weitere Einschränkungen. Die Urkunde war damit praktisch wertlos. Trotzdem begannen die Würzburger ihre Stadt mit dem Reichsadler zu schmücken und den Status einer Reichsstadt anzunehmen. Bei Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372-1400) kam diese Geste natürlich nicht besonders gut an.

Der Feldzug des Bischofs und seine Falle
Von Schwarzburg begann daraufhin einen Feldzug gegen den Elfstädtebund, der zur Belagerung von Haßfurt und im Winter 1399/1400 schließlich zur Belagerung von Würzburg führte. Das bischöfliche Heer blockierte alle Versorgungswege, sodass die Würzburger in ihrer eigenen Stadt eingeschlossen waren und ihnen bald die Nahrung ausging. Sie wussten allerdings, dass im etwa 12km nordöstlich gelegenen Bergtheim die bischöflichen Getreidespeicher gefüllt waren. So fassten die Würzburger den Plan mit einem zahlenmäßig überlegenen Heer aus der Belagerung auszubrechen, die Speicher zu plündern, und dann entweder dem Bischof in einer offenen Feldschlacht zu begegnen oder den Belagerungsring zu sprengen und so den Krieg zu gewinnen. Aus Sicht der Bürger war das ein guter Plan, doch sie wussten nicht, dass sie damit in eine Falle tappen würden.

Der Bischof hatte die Getreidevorräte absichtlich in das etwa einen Tagesmarsch entferne Bergtheim bringen lassen. Nahe genug, um den Ausfall zu provozieren, aber weit genug entfernt, dass sich die Würzburger nicht schnell genug in ihre Stadt zurückziehen konnten oder von dort Unterstützung herbeieilen konnte. Zusätzlich gab es um Bergtheim weite ebene Felder, die ideal für die Reiterei des Bischofs und schwer zu verteidigen für das Heer aus Handwerkern waren. So wundert es nicht, dass am 11. Januar 1400 die etwa 3000 bewaffneten Würzburger recht leicht aus der belagerten Stadt ausbrechen konnten und ohne größere Probleme bis nach Bergtheim gelangten. Der Bischof ließ sie sogar noch die Ochsenkarren mit Getreide beladen, um diese langsamer zu machen und so die Flucht zu erschweren.

Die verheerende Niederlage
Nach der erfolgreichen Plünderung stellten sich der 3000 Mann starken Würzburger Streitmacht circa 2500 Soldaten des Bischofs entgegen. Die Würzburger ließen sich auf die erhoffte Feldschlacht ein, waren sie doch zahlenmäßig überlegen. Doch diese Überlegenheit nutze ihnen nichts. Auf Seiten des Bischofs kämpfte fast der gesamte Adel Frankens, Berufskrieger mit Kampferfahrung und taktischem Verständnis. Das Würzburger Heer war dagegen eine Gruppe bewaffneter Handwerker, die in ihrem Leben noch nie Krieg geführt hatten.

Die Ritter des Bischofs kämpften zuerst abgesessen – wohl um die Würzburger über die Menge der Kavallerie zu täuschen und so zum Angriff zu reizen. Der Kampf verlief zuerst zu Gunsten der Würzburger, die fest entschlossen waren in dieser Schlacht ihre Freiheit vom Bischof zu erringen. Das Blatt wendete sich jedoch, als plötzlich 60 ausgeruhte Ritter zu Pferd die Flanke der Würzburger überrannten und sich ein heilloses Chaos in deren Reihen ergab. Die Schlacht endete mit einer vernichtenden Niederlage für die Städter. Zwischen 900 und 1200 Gefallene werden genannt, 2000 Gefangene und eine unbekannte Zahl an Geflohenen. Auf bischöflicher Seite sollen nur 5 von 636 Rittern gefallen sein.

Darstellung der Schlacht von Bergtheim aus der Chronik der Bischöfe von Würzburg von Lorenz Fried, 1489-1550 (Arnold 2000, S.31)
Mit dieser Schlacht erlosch der letzte Widerstandswille der Würzburger. Die Stadt unterwarf sich wieder dem Bischof, vier Rädelsführer wurden drei Tage später hingerichtet und die Stadt wurde zur Zahlung von 40.000 Gulden verurteilt. Zudem musste sie die zerstörten Klöster und Höfe des Bischofs auf eigene Kosten wieder herstellen. Um diese hohen Reparationszahlungen stemmen zu können, waren weitere Abgaben nötig. Dies führte zu einem weiteren Exodus der wirtschaftlich bedeutenden Bürger in die umliegenden Reichsstädte, wodurch sich der bereits seit der Mitte des 14. Jahrhunderts begonnene wirtschaftliche Abstieg der Stadt noch beschleunigte. Würzburg wurde erst mit der Auflösung des Hochstifts 1802 politisch unabhängig vom Bischof – 402 Jahre nach der Schlacht von Bergtheim.

Literatur:
Arnold 2000, Klaus Arnold, Die Schlacht von Bergtheim – Der 11.Januar 1400 – Ein Wendepunkt der Würzburger Stadtgeschichte, in: Mainfränkische Zeitschrift für Kultur und Wirtschaft, Bd. 69. Würzburg 2000.

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