Altenbanz – Ein kleines Dorf mit großer Geschichte

Altenbanz ist ein kleines idyllisches Dorf mit alten Fachwerkhäusern und einer kleinen Kirche. Die Siedlung liegt westlich von Lichtenfels in Oberfranken, eingebettet in einem Tal hinter dem Banzer Berg zwischen dem Main und der Itz. Umbaumaßnahmen in der Kirche veranlassten ArchäologInnen den Innenraum näher zu untersuchen. Dabei wurden erstaunliche Beobachtungen gemacht.
Im späten 8. Jahrhundert zog Karl der Große gegen die heidnischen Stämme der Slawen an den Ostgrenzen seines Reiches in den Krieg. Nach seinem Sieg folgte die christliche Missionierung. Hierfür wurden im Main-Regnitz-Gebiet verstärkt Pfarreien als Ausgangspunkte für diese Christianisierung gegründet.

Bedeutende Stellung eines kleinen Dorfes
Bei archäologischen Ausgrabungen unter der heutigen St. Laurentius Kirche, welche im 17. Jahrhundert erbaut wurde, kamen drei Vorgängerbauten sowie einige Grablegen zum Vorschein. Das Besondere bei den Gräbern ist, dass sie unter den verschiedenen Bauphasen liegen und somit älter als die erste Kirche sind. Dieser erste Sakralbau war ein rechteckiges Steingebäude aus dem 9. Jahrhundert mit den ungefähren Abmessungen von 9,5 x 11 m und einem Chor im Osten. Allein die Tatsache, dass er aus Stein errichtet wurde, spricht für eine gehobene Stellung von Altenbanz. Kirchen zu dieser Zeit bestanden üblicherweise eher aus Holz. Unterstützt wird die Datierung durch Schriftquellen, welche den Ort Altenbanke im Jahr 800 n. Chr. das erste Mal erwähnen und ebenso von der Errichtung einer Kirche unter dem Schweinfurter Grafen sprechen.
Karl der Große erhob Altenbanz schließlich zu einer Pfarrei, die damit zu den Urpfarreien am Obermain gehörte. Sie erstreckte sich über eine erstaunliche Strecke von 30 km den Main entlang und umfasste mehr als 43 Orte.

Karolingische Pfarreien und Ausdehnung der Altenbanzer Urpfarrei (Schwarz, 1974)
Rekonstruktion der ersten Kirche aus dem 9. Jahrhundert (Lennsen & Wamser, 1992, S. 280)

Heidnische Riten wurden „überbaut"
Altenbanz lag in karolingischer Zeit im Grenzgebiet zwischen den christlichen Franken und den heidnischen Slawen. Umso wichtiger war es für die Kirche hier Präsenz und Macht zu zeigen. So war es üblich das Gotteshaus auf den Ortsfriedhof der Siedlung zu errichten und damit die vorchristlichen Riten baulich und symbolisch zu überdecken.
Die bereits oben erwähnten Gräber, die bei der Ausgrabung entdeckt wurden, können aufgrund der stratigraphischen Verhältnisse als Teil des vorchristlichen slawischen Ortsfriedhofs angesprochen werden. Diese Ortsfriedhöfe waren in karolingischer Zeit üblich und wurden – teilweise aus praktischen Gründen – auch nach der Christianisierung weiter genutzt. Für das Gebiet der Altenbanzer Pfarrei sind mindestens drei solcher Friedhöfe bekannt. Der weite Weg bis zum christlichen Friedhof an der Kirche in Altenbanz war oft zu aufwendig für eine Bestattung. Solche dezentralen Ortsfriedhöfe wurden später entweder aufgegebenen oder es wurde dort eine Filialkirche errichtet, sodass er auch geweiht werden konnte. Die Gründung solcher Filialkirchen lässt sich allein am Nachfolgebau der Altenbanzer Kirche aus dem 12. Jahrhundert ablesen. Er ist etwas nach Norden verschoben und weist einen kleineren Grundriss auf. Die Gemeindemitglieder aus den verschiedenen Orten konnten nun die näheren Filialkirchen besuchen und mussten nicht mehr bis nach Altenbanz reisen.
In der nächsten Bauphase der Kirche wurde der heute noch erhaltene Chor errichtet, sowie eine Wiedervergrößerung vorgenommen. Das heutige äußere Erscheinungsbild erhielt der Bau nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert.

Gräber unter den Bauphasen (Pöllath, 2002, Tafel 33)
Heutige St. Laurentius Kirche (Foto: Svenja Grötzner)
Analoge Beispiele von karolingischen Pfarreigründungen mit frühen steinernen Kirchen, finden sich im Amlingstadt und Altenkunstadt. Auch hier wurden die Gotteshäuser auf den älteren Ortsfriedhöfen errichtet und dienten als Urpfarreien um die Missionierung der Slawen im Osten unter Karl dem Großen voranzutreiben.

Literatur und Bilder
J. Lennsen & L. Wamser (Hrg.), 1250 Jahre Bistum Würzburg. Archäologisch- historische Zeugnisse der Frühzeit (Würzburg, 1992), S. 280
H. Losert, Die Pfarrkirche St. Laurentius in Altenbanz. Ein Sakralbau mit langer Geschichte. Informationsschild der Keltenrundtour in Altenbanz.
R. Pöllath, Karolingerzeitliche Gräberfelder in Nordostbayern. Band III und IV (München, 2002), Tafel 33
K. Schwarz, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordost- Bayern archäologisch gesehen.In: Ausgrabungen in Deutschland 1950-1975. Monogr. RGZM 1,2 (Mainz, 1974), S.338-409.

Ähnliche Beiträge