Die Pflege der Kelten – reinlicher als gedacht

Zotteliges Haar, strubbelige Bärte, ungewaschen und der Atem stinkt nach Met. Ein Bild der „barbarischen" Kelten, wie es heute gerne und oft gezeigt wird. Vor allem im Vergleich mit den zivilisiert und reinlich wirkenden Römern. Doch verschiedene archäologische Funde von Toilettenbesteck zeigen, dass die Kelten durchaus Wert auf ein gepflegtes Äußeres legten. Mehr, als man heute vermuten würde.
Ein sehr anschauliches Beispiel keltischem Toilettenbestecks wurde im 19. Jahrhundert im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels bei einer Ausgrabung eines Grabhügels gefunden. Die Gerätschaften stammen aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr. und damit aus der frühen Eisenzeit (800 - 450 v. Chr.). An der Ringaufhängung befindet sich unter anderem eine Pinzette, die vermutlich zum Auszupfen von Haaren genutzt wurde. Weiterhin ist ein Gerät mit tordiertem Schaft und v-förmig ausgeschnittener Schneide angebracht. Dies könnte zum Schneiden oder Reinigen von Fingernägeln gedient haben. Ein weiteres Werkzeug mit ebenfalls tordiertem Schaft und einem kleinen Löffelchen am Ende, scheint zum Reinigen von Ohren nützlich gewesen zu sein.
Toilettenbesteck aus Bronze, gefunden im Landkreis Lichtenfels / Oberfranken; die Länge des mittleren Werkzeugs beträgt 8 cm (Quelle: Abels/Voß 2007, 133)
Neben den drei Funktionen des Fundes aus Oberfranken, kann ein keltisches Toilettenbesteck durchaus auch aus weiteren Werkzeugen bestanden haben. So zum Beispiel Scheren zum Haareschneiden, Rasiermesser, Feilen, Sonden oder Kratzer. Bemerkenswert ist, dass Scheren erstmals ab der jüngeren Eisenzeit um 450 bis 15 v. Chr. auftauchen, wohingegen Pinzetten bereits aus Gräbern der mittleren Bronzezeit bekannt sind. Können Scheren daher etwa als Erfindung der Kelten angesehen werden?
Ein solches Toilettenbesteck wurde von den Kelten entweder an einer Fibel oder als eigenständiger Anhänger, gewissermaßen als Necessaire getragen, das man immer bei sich hatte. Für die nachfolgende Kaiserzeit (40/30 v. Chr. - 320 n. Chr.) ist lediglich der Gebrauch von Pinzetten überliefert. Erst in der frühmittelalterlichen Merowingerzeit (etwa Mitte 5. bis 8. Jahrhundert n. Chr.) tauchen wieder komplette Toilettenbestecksätze auf.

Literatur:
B.-U. Abels/H. Voß, Selten und schön. Archäologische Kostbarkeiten aus der Vor- und Frühgeschichte Oberfrankens. CHW-Monographien 9 (Lichtenfels 2007), 133.
G. Jacobi, Werkzeuge und Gerät aus dem Oppidum von Manching. Die Ausgrabungen in Manching 9 (Wiesbaden 1974),87-98
www.landschaftsmuseum.de

www.praehistorische-archaologie.de

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