Die (weiteren) Waffen der Kelten

Die typische Waffe eines keltischen Kriegers ist natürlich das Schwert (mehr dazu im Artikel Die Schwerter der Kelten). Doch je nach Verwendung und Truppengattung verfügten die Krieger auch über ein weiteres – und nicht weniger charakteristisches – Arsenal, wie Lanzen, Schleudern oder Pfeil und Bogen. Allerdings ist bei diesen der archäologische Nachweis nicht ganz so einfach.

Die Lanze
Spätestens seit der ausgehenden Bronzezeit gehört die Lanze zur charakteristischen Bewaffnung eines Kriegers. Die Nahkampfwaffe war zunächst recht schmal und hatte ein annähernd gerade zulaufendes Blatt, das am Tüllenansatz am breitesten war. Die Länge betrug etwa 20-25 cm. Im Verlauf der Eisenzeit verschob sich die breiteste Stelle des Blattes immer weiter in Richtung Mitte. So entstand die typische 30-60 cm lange lorbeerblattartige Form der keltischen Lanzenspitzen. Dabei handelt es sich eindeutig um eine Stoßwaffe, die nachweislich auch zum Fechten verwendet wurde. Im oberfränkischen Viereth (Landkreis Bamberg) stieß man bei Baggerarbeiten im Main auf den sehr seltenen Fund einer Lanzenspitze aus dem 5.-4. Jahrhunderts v. Chr.

Lange, weidenblattförmige Lanzenspitze mit kräftiger Mittelrippe. Die Tülle diente zur Aufnahme eines hölzernen Schaftes (Abels/Voß 2007, S. 190)

Zudem gab es aber auch deutlich leichtere und kleinere Spitzen. Diese waren für Wurfspeere geeignet und wurden sowohl von Streitwagenkriegern als auch speziellen Fußtruppen genutzt. Außerdem kommen in Bayern ab der mittleren Eisenzeit sogenannte Lanzenschuhe auf. Sie wurden am unteren Ende des Holzschaftes angebracht und versetzten den Lanzenträger in die Lage den Speer aufrecht in den Boden rammen zu können. So konnte die Lanze zum Abstützen oder auch als Abwehrinstallation genutzt werden. Dank Grabfunde ist es möglich aus dem Abstand zwischen Lanzenspitze und Lanzenschuh eine Gesamtlänge der Waffe von etwa 2,5 Metern zu rekonstruieren.

Entwicklungsschema der eisenzeitlichen Lanzenspitzen (Schußmann 2019, 75 Abb. 76)

Schleuder, Pfeil und Bogen
Neben den oben genannten Wurfspeeren gab es aber auch noch weitere Fernwaffen wie die Schleuder oder Pfeil und Bogen. Die antike Schleuder bestand aus einer einfachen Schlinge mit einer mittig eingefügten Tasche zur Aufnahme des Wurfgeschosses. Die Schlinge wurde aus Leder oder geflochtenen Pflanzenfasern hergestellt. Die Materialien sind leicht vergänglich, weshalb der archäologische Nachweis schwierig und äußerst selten ist. Auch bei den Wurfgeschossen kommen zahlreiche Materialien in Frage, wie zum Beispiel einfache Steine, die im archäologischen Fundgut oftmals nicht zweifelsfrei erkannt und angesprochen werden können. Besser erkennbar sind Schleuderkugeln aus ungebranntem Ton, wie sie die Belger und Nervier (antike, gallische Stämme) in hoher Anzahl im Gallischen Krieg verwendet haben. Aufgrund der insgesamt geringen Anzahl an erhaltenen Funden können keine verlässlichen Aussagen zur militärischen Bedeutung und Verbreitung von Schleudern in Bayern getroffen werden.

Etwas besser ist es um die Nachweisbarkeit von Pfeil und Bogen bestellt. Zwar besteht auch hier der Großteil aus vergänglichen Materialien wie Holz, aber immerhin erhalten sich Pfeilspitzen aus Stein oder Metall im Boden wesentlich besser und sind auch als solche zu erkennen. Allerdings besteht hier das Problem, das Pfeil und Bogen ebenso für die Jagd verwendet wurden und eine eindeutige Funktionszuweisung daher oft nicht möglich ist. Für die frühe Eisenzeit gibt es archäologische Nachweise aus hallstattzeitlichen Gräbern (Hallstattzeit: 800 – ca. 450 v. Chr.) in denen sich sogar Leder, Holz und Geweih erhalten haben. Ein schönes Beispiel ist hier ein Pfeilköcher, der in Schambach gefunden wurde.
Rekonstruktion eines Köchers aus einem Grab in Schambach, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Schußmann 2019, 76 Abb. 77)
Für archäologische Nachweise zur weiteren Entwicklung dieser Waffen kommen nurmehr Pfeilspitzen aus Eisen in Frage, die in Siedlungen gefunden wurden. Dabei handelt es sich um einfache Tüllenpfeilspitzen mit meist blattförmiger Spitze. Manchmal besitzen sie dazu noch ein oder zwei Widerhaken. Für die späte Eisenzeit sind dann besonders die Ausfertigungen mit Widerhaken typisch.

Literatur:
B.-U. Abels/H. Voß, Selten und schön. Archäologische Kostbarkeiten aus der Vor- und Frühgeschichte Oberfrankens. CHW-Monographien 9 (Lichtenfels 2007)
M. Schußmann, Die Kelten in Bayern. Archäologie und Geschichte (Regensburg 2019)

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