Die Schwerter der Kelten

Nach den keltischen Grabbeigaben zu urteilen, war das Schwert der wichtigste Bestandteil der Kriegerbewaffnung. An seiner Entwicklung lässt sich eine Veränderung der Kampfstrategie ableiten und zugleich die Kunstfertigkeit des keltischen Schmiedehandwerks bewundern. Aus Franken ist zum Beispiel ein sehr seltenes Exemplar erhalten, welches einen Griff in Form eines stilisierten Menschenkörpers besitzt.
Schwert mit menschengestaltigem Griff aus Margetshöcheim, Landkreis Würzburg (Schußmann 2019, 69 Abb. 68)
Der Ursprung keltischer Schwerter liegt weit zurück in der Bronzezeit. Die frühesten Exemplare des Typs Gündlingen stammen aus der Eisenzeit und eigneten sich sowohl als Hieb- als auch als Stichwaffe. Sie sind mit 70-80 cm verhältnismäßig kurz und wurden noch aus Bronze gegossen. Abgelöst wurden sie durch den Typ Mindelheim, der erstmals aus Eisen hergestellt wurde. Diese Schwerter erreichten eine Länge von über einem Meter und waren aufgrund ihrer stumpfen dreieckig abgeschrägten Spitzen nur noch als Hiebwaffe einsetzbar, zum Beispiel bei berittenen Kriegern. Aufgrund der typischen Griffform werden sie als Pilzknaufschwerter bezeichnet. In der weiteren Entwicklung wurden die Schwerter im Allgemeinen wieder kürzer und bekamen eine langzulaufende Spitze. Erst in der ausgehenden Eisenzeit wuchsen sie wieder auf über einen Meter Länge heran und erhielten parallelseitige Klingen mit einer gerundeten Spitze. So wurde aus der Hieb- und Stichwaffe der Infanterie wieder eine reine Hiebwaffe der Kavallerie. Ein Indiz, dass sich die Kampfstrategie der Kelten offenbar mehrfach geändert hatte.
Schema der Entwicklung der laténezeitlichen Schwerter (Schußmann 2019, 67 Abb. 62)

Griffe und Scheiden
Die Griffe bestanden meist durchgehend aus organischen Materialien, während die Schwertscheiden eine variantenreichere Entwicklung durchmachten. In der älteren Eisenzeit wurden diese aus Holz und/oder Leder gefertigt. Später kamen auch Scheiden aus Bronze oder Eisen oder einer Mischung aus beidem vor. Sie konnten auch mit verschiedenen Verzierungen geschmückt sein. Zeitweise zeigten die Ortbänder (Verstärkung des unteren Scheidenabschlusses) reiche Verzierungen, die aber im Verlauf der Eisenzeit auf einfache rinnenförmige Schienen reduziert wurden. Verziehrungselemente finden sich bis in die mittlere Latènezeit, die erst während der späten Latènezeit wieder verschwinden und wiederum aus Bronze gefertigt waren.

Wie wurden die Schwerter getragen?
Bekannt ist, dass sich ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. die Schwertaufhängung in der Regel am Gürtel befand, sodass die Waffe auf der rechten Körperseite hing. Dies ist sowohl durch antike Überlieferungen als auch durch Grabfunde bestätigt. Der Gurt um die Hüfte wurde durch einen Gürtelhaken verschlossen, der je nach Reichtum mittels durchbrochener Ornamente verziert war. Die Schwertscheide selbst wurde mit einem Lederriemen an Koppelringen am Gürtel befestigt. Als zeitweise Modeerscheinung gab es Gürtelketten in verschiedenen Ausfertigungen. Wie es zuvor in der älteren Eisenzeit gehandhabt wurde, ist bisher leider nicht bekannt.

Schema der Schwertaufhängung (Schußmann 2019, 67 Abb. 63)

Technologisch hochwertig
Die keltische Schmiedekunst gilt als technologisch äußerst hochwertig, was sich besonders auch bei den Schwertern zeigt. Basierend auf der Entwicklung des Schweißdamasts konnten sehr hochwertige und robuste Klingen gefertigt werden. Dazu wurde entweder Streifendamast oder Winkeldamast genutzt. Für den Streifendamast wurde unterschiedlich harter Stahl immer wieder gefaltet und verschweißt bis am Ende über mehrere hundert Lagen entstanden. Winkeldamast bestand aus tordierten Stahlstäben, die bereits mehrere Lagen besaßen. Diese wurden im Anschluss gegenläufig aneinandergeschweißt. Schließlich wurden die schmalen und gehärteten Schneiden angeschweißt, sodass eine qualitätvolle Klinge entstand. In einem letzten Schritt konnte das typische Damastmuster durch nachträgliches Ätzen der Oberfläche sichtbar gemacht werden. Hierfür wurden die Klingen im sauren Waldboden vergraben, wo die dort enthaltenen organischen Säuren für den nötigen Ätzungsprozess sorgten.

Dieses Exemplar stammt aus Wüstenstein im Landkreis Forchheim aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. Das Schwert wurde durch einen Landwirt in den 1980er Jahren gefunden und später durch seinen Sohn verkauft. Als es 1997 amtlich gemeldet wurde, war der Landwirt bereits verstorben, weshalb der genaue Fundort nichtmehr ermittelt werden konnte. Die Fundumstände blieben deshalb ungeklärt. Es ist nicht bekannt, ob das Schwert aus einem Grab, einem Depot oder einem anderen Zusammenhang stammt. Zudem ist das Stück so stark verrostet, dass die Klinge nicht mehr aus der Scheide gezogen werden kann. Nur durch Röntgenaufnahmen konnten wenige Details des Schwerts entschlüsselt werden. (Schußmann 2019, 70 Abb. 69)

Literatur:
M. Schußmann, Die Kelten in Bayern. Archäologie und Geschichte, Regensburg, 2019.

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