Geschichte hautnah erleben: Im größten mittelalterlichen archäologischen Freilandmuseum Deutschlands

In diesem Jahr eröffnet IN TERRA VERITAS eine Geschäftsstelle in Weiden i.d.Opf., um die immer mehr werdenden Ausgrabungen in der Oberpfalz noch besser und effizienter durchzuführen. So lag es auch auf der Hand eine ganz besondere und einzigartige Einrichtung als Sponsor zu unterstützen: den Geschichtspark Bärnau-Tachov, der hier allen Interessierten kurz vorgestellt werden soll. Doch es gibt auch einen ganz persönlichen Grund dafür.

Im oberpfälzischen Bärnau (Landkreis Tirschenreuth) nahe an der tschechischen Grenze steht ein Museum. Doch es ist nicht irgendein Museum, sondern eines, das lebt. Man darf nicht nur Gegenstände ansehen, sondern ganze Häuser betreten. Man spürt die Atmosphäre, wenn man in einem Wohnraum steht, wie er im Früh- und Hochmittelalter üblich war. Es dürfen die Möbelstücke angefasst und von allen Seiten betrachtet werden. Darstellerinnen und Darsteller in zeitgenössischer Kleidung leben in den Häusern, arbeiten in den Gärten und kochen an den Herdstellen. Man kann sich von ihnen die Verwendung von Werkzeugen zeigen lassen oder ihnen bei der alltäglichen Arbeit über die Schulter blicken. Hautnah erlebt man dabei, wie die Menschen vor mehr als 1000 Jahren wohnten, lebten, arbeiteten, aßen oder wie sich Kleidung und Häuser von 800 bis 1300 n.Chr. entwickelten. Vor allem bei den regelmäßigen Veranstaltungen erwacht das Mittelalter zum Leben und Geschichte wird zum Greifen nah – im wahrsten Sinne des Wortes.

Gerade für Archäologen, aber auch für alle anderen Interessierten an Geschichte und Mittelalter ist dieser Geschichtspark eine ganz andere und aufregende Möglichkeit in die Vergangenheit einzutauchen. Nicht zuletzt mit einem pädagogischen Anspruch.

© Geschichtspark.de; Bildmaterial: Klaus Schicker
© Geschichtspark.de; Bildmaterial: Klaus Schicker

Historisch korrekte Erlebniswelt
Der Geschichtspark Bärnau-Tachov ist mit rund 30 rekonstruierten Gebäuden aus dem Mittelalter das größte Museum seiner Art im deutschsprachigen Raum. In drei Siedlungsgruppen vom 9. bis 13. Jahrhundert n.Chr. sind z. B. ein slawisches Langhaus, eine Turmhügelburg mit dazugehörigen Wohn- und Nebengebäuden sowie eine große Herberge zu besichtigen. Damit zeigt der Geschichtspark in einzigartiger Weise die historische Entwicklung einer Region, die vom Zusammenwachsen der bayerischen Bevölkerung mit den slawischen Siedlern geprägt ist.

Das Besondere daran ist, dass alle Gebäude originalgetreue Rekonstruktionen von Häusern sind, die es heute nicht mehr gibt. Sie basieren auf archäologischen Funden und historischen Zimmermannstechniken. Und nicht nur die Bauwerke, sondern auch jedes Werkzeug, jedes Kleidungsstück und jeder Trinkbecher ist von der wissenschaftlichen Museumsleitung penibel auf Authentizität überprüft worden.

© Geschichtspark.de; Bildmaterial: Klaus Schicker

Viel mehr als nur ein Freizeitpark
Um „das Mittelalter" für die Besucherinnen und Besucher realitätsgetreu abbilden zu können, war natürlich wissenschaftliche Arbeit Voraussetzung. So ist der Park nicht nur eine aufwändige Inszenierung für seine Gäste, sondern eben auch das Ergebnis experimenteller Archäologie. Die aus Bodenfunden stammenden Hausgrundrisse mussten von Wissenschaftlern mit gängigen Theorien der überirdischen Hausgestaltung ergänzt werden und eben experimentell mit originalen Werkzeugen und Handwerkstechniken umgesetzt werden. Dazu liefert das fertige Ergebnis wichtige Erkenntnisse über die Wohnqualität, die Heizbarkeit, Witterungsbeständigkeit und Haltbarkeit mittelalterlicher Gebäudetypen.

Diese Forschung ist in Fachkreisen so bedeutend, dass sich sogar andere Museen hier informieren und beraten lassen. Inzwischen arbeitet der Geschichtspark auch mit der Universität Bamberg, der Universität Pilsen und der Karlsuniversität Prag zusammen.

Persönliche Bindung
Die Kooperation zwischen dem Geschichtspark Bärnau-Tachov und IN TERRA VERITAS gründet sich jedoch nicht nur auf der thematisch fachlichen Nähe zueinander. ITV-Inhaber Julian Decker ist bereits seit etwa 10 Jahren aktives Mitglied des Freilandmuseums und hat in dieser Zeit eines der Häuser (aus der Zeit zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert n.Chr.) selbst errichtet. Zur interessanten Geschichte eben dieses Hauses folgt bald ein Videobeitrag in diesem Magazin.

© Geschichtspark.de; Bildmaterial: Klaus Schicker
© Geschichtspark.de; Bildmaterial: Klaus Schicker
© Geschichtspark.de; Bildmaterial: Klaus Schicker

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