Die Geschichte der „Goldenen Straße“

Die Oberpfalz ist mit ihrer zentralen Lage in der "Mitte Europas" seit Jahrtausenden ein wichtiger Transitraum. So zeigen die Feuersteinstraße in prähistorischen Zeiten, das Legionslager Castra Regina sowie weitere Siedlungen und Kastelle aus der Römerzeit die überregionale Bedeutung dieses Gebiets an. Aber auch hoch- und spätmittelalterliche Handelsrouten, wie die sogenannte "Goldene Straße".

Saum- und Karrenwege, ob schmal oder breit, steil oder flach: So vielfältig verlief die Goldene Straße. Der Begriff „Goldene Straße" hat sich seit 1513 in einer Urkunde des Bärnauer Pflegers Hans von Uttelhofen als Bezeichnung für die nördlich gelegene Handelsroute von Nürnberg über Weiden, Bärnau, Tachau (Tachov) und Pilsen durch "neuböhmisches" Gebiet nach Prag bewährt.

Diese Straße wurde 1355 von Kaiser Karl IV. (1316–1378) zur Reichsstraße erklärt, nachdem er durch seine Erwerbspolitik bzw. durch Kauf, Lehensübertragungen und Heirat innerhalb weniger Jahre von den Wittelsbachern weitreichende Territorien in der Oberpfalz erhalten hatte. Sein Ziel war es, die Luxemburger Stammlande mit seinem Königreich Böhmen und der Hauptstadt Prag zu vernetzen. Angesichts der Kurzlebigkeit dieses neuen Territoriums von Karl IV. wurde ihm kein zeitgenössischer Landesname gegeben. Erst 1783 tauchte der Begriff "Neuböhmen" bei Franz Martin Pelzel auf: Geschichte Karls IV., König in Böhmen.

Wandmalerei mit der Goldenen Straße (Via Carolina), Weiden, Königstraße 15 (Antonín Ryska, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wall_painting_Goldene_Strasse_(Via_Carolina)_on_the_ house_in_Weiden_(Germany),_K%C3%B6nigstrasse_15..JPG, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)

Goldene Straße als Ersatz zur „Verbotenen Straße"
Ein Blick auf die Karte macht klar, dass die Goldene Straße keine gewöhnliche geradlinige Straße im klassischen Sinne darstellt (Siehe Historisches Lexikon Bayerns). Sie wurde auf herrschaftliche Anordnung durch die kürzere und bequemere Route über den Pfraumberg mit einer Passhöhe von 636 Metern ersetzt. Diese verlief jetzt durch Städte und Territorien Karls IV. in einem nördlichen Bogen über einen 698 Meter hohen und steilen Pass zwischen Bärnau und Tachau und wandte sich dann wieder nach Süden, Richtung Pilsen. Dadurch hatte Karl IV. die Absicht, den Handelsweg, der Nürnberg mit Prag verband, durch das Gebiet von Neuböhmen zu legen.

Die bequemere, südliche Handelsstraße führte durch das Gebiet der Landgrafen von Leuchtenberg. Diese Route existierte bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Als "Verbotene Straße" wurde diese erst im 14. Jahrhundert erwähnt, da sie nicht die Privilegien der nördlichen Alternative besaß. Allerdings bevorzugten die Händler diese Route, weil sie kürzer und mit weniger Steigungen verlief.

Goldene Straße im Fernstraßennetz
Über die Goldene Straße transportierten die Kaufleute Wolle, Stoffe, Samen, Waffen, Eisenwaren, Getreide und Wein aus Nürnberg nach Böhmen. Aus Böhmen wurden Felle, Wachs, Salz, Loden, Fette und Metalle wie Gold, Kupfer, Eisen, Silber und Zinn nach Nürnberg importiert. Während der Herrschaft Karls IV. bestanden auch andere Routen zwischen Prag und Nürnberg. Im Jahr 1347 erlaubte er den Nürnberger Kaufleuten, sowohl in Prag als auch in ganz Böhmen ohne Beschränkungen zu handeln. Sie wurden von allen Zöllen und Steuern befreit und durften alle Straßen benutzen. Sein Sohn Wenzel (1361-1419) erneuerte dieses Recht im Jahr 1388, was darauf hinweist, dass die Goldene Straße auch während ihrer Blütezeit nicht die alleinige Fernverbindung zwischen Nürnberg und Prag war. Diverse Faktoren, wie etwa kriegerische Auseinandersetzungen – Hussitenkriege oder der Dreißigjährige Krieg – religiös oder politisch bedingte Handelsverbote sowie die Gefahren der Raubritter, haben stets zur Existenz paralleler Nebenstraßen und zur Nutzung anderer Transportwege geführt.

Das Streckennetz der Goldenen Straße wurde auch in der Frühen Neuzeit genutzt. Erst im 18. Jahrhundert, mit der Entwicklung der Fernverkehrsstraßen, ausgehend vom Chausseebau, wurde das Fernstraßennetz auf wenige Strecken beschränkt. Die moderne Bundesstraße 14 (B14) ist der Nachfolger der Goldenen Straße.


Literatur
F. Reiner Erkens (Hrsg.), 1000 Jahre Goldene Steig: Vorträge der Tagung vom 24. April 2010 in Niedernburg (Passau 2011)
F. Schnelbögl, Das Böhmische Salbüchlein Kaiser Karls IV. über die nördliche Oberpfalz, Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Band 27 (München 1973)
T. Appl/A. Wolfsteiner (Hrsg.), Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas (Regensburg 2022)
U. List, Die Goldene Straße. Die berühmteste Verbindung im mittelalterlichen Fernhandel zwischen Nürnberg und Prag, in: T. Appl/A. Wolfsteiner (Hrsg.), Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas (Regensburg 2022) S. 110-119
U. List, Untersuchungen zum Transportwesen und den Transportwegen des Systems der „Goldenen Straße" zwischen dem mittelfränkischen und dem böhmischen Becken, seine ökonomische Entwicklung und Bedeutung (mit 34 Abbildungen), in: R. Ehrich, R/D. Manske u.a. (Hrsg.), Regensburger Beitrage zur Regionalgeographie und Raumplanung, 11, Teil 1 (Kallmunz 2006)
V. Diederich/M. Preusz, Entlang der Goldenen Straße vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Ein Beitrag zur Archäologie der bayerisch-böhmischen Grenzlandschaft (Bereich Bärnau – Tachau/Tachov), in: Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie 39, 2022, S. 257-288

Links
Ulrich List, Goldene Straße, publiziert am 01.03.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Goldene_Stra%C3%9Fe (13.07.2023)
https://www.heimat-waidhaus.de/geschichte-von-waidhaus/1355-verbotene-strasse/ (13.07.2023)
https://www.hdbg.de/boehmen/treffpunkte/treffpunkte-texte-d/treffpunkt-sulzbach-rosenberg.htm (13.07.2023)

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