Kein Königreich ohne Pferd! (Teil 1)
Ohne zuverlässige Transportmittel kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Eine sichere Möglichkeit Gegenstände und Personen von A nach B zu bringen ist Grundlage dafür, dass Städte mit allem versorgt werden, was sie brauchen. Ebenso müssen Rohstoffe angeliefert werden, um neue Waren herzustellen, die dann wiederum an anderen Orten verkauft werden. Auch das Bewegen von landwirtschaftlichen Maschinen – zum Beispiel beim Pflügen und Ernten – ist eine Kernvoraussetzung, um eine Gesellschaft zu ernähren.
Staatliche Anordnung zur Zucht
Die ersten schriftlichen Anweisungen zur Pferdezucht finden sich im Capitulare de Villis vel curtis imperii [Weiterer Beitrag zum Thema "Capitulare de Villis"]. Hier wurde festgelegt, dass die lokalen Verwalter der königlichen Betriebe dafür sorgen sollten, die Zuchthengste untereinander auszutauschen, um die Zuchtqualität zu erhöhen. War ein Hengst zu alt bzw. nicht mehr für die Zucht geeignet oder verstorben, war dies vor der Zeit der Stutendeckung an die Amtsleute zu melden. Weiter sollten die männlichen Fohlen bis zum Tag des Heiligen Martin an die Pfalzen des Kaisers abgeführt werden. Der König bzw. Kaiser stellte also für sich, seinen Hofstaat und für alle Angehörigen des Staatsapparates eine gewisse Grundversorgung an Pferden sicher. Im Umkreis solcher Zentralorte finden sich heute in Ortsnamen immer wieder Hinweise auf solche königlichen Zuchtanlagen. In der Nähe von Bad Staffelstein erinnern etwa die beiden Orte Pferdsfeld (Erstnennung 802 als Hengesfelde = Hengstfeld) und 2 Kilometer weiter südwestlich Horsdorf (verwandt mit dem proto-westgermanischen Wort hross = Roß bzw. Pferd; Erstnennung im 13. Jahrhundert, aufgrund zahlreicher Befunde aus der Karolingerzeit vermutlich bereits im frühen Mittelalter gegründet).
Es wird angenommen, dass neben diesen staatlichen Pferdezuchteinrichtungen auch die gewöhnliche Landbevölkerung Pferde für den Eigenbedarf gezüchtet hat. Überproduktionen wurden dabei wohl dem regionalen Handel zugeführt, wie die zahlreichen Pferdemärkte im fortgeschrittenen Hoch- und Spätmittelalter nahelegen. Inwiefern die lokalen Züchtungen auch auf spezielle Körpereigenschaften der Tiere abzielten, lässt sich nicht für alle Regionen nachvollziehen.
Für die Pferde von berittenen Kämpfern lassen sich anhand jüngerer Untersuchungen und dem Abgleich mit zeitgenössischen Quellen einige Aussagen zum gewünschten Zuchtbild ableiten.
Literatur:
Dietmar Stutzer, "...das Erdreich gesegnet mit Garben, Zugvieh und Herden" – Eine kleine Geschichte der Nutztiere in Bayern, in: Haus der Bayerischen Geschichte (Hrsg.), Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 36, Unterhaching 2007.
Charles Gladitz: Horse Breeding in the medieval world, Bodmin 1997
Joseph Keßler,Pferde in und um Münchberg – Zucht und Nutzung von der Markgrafenzeit bis heute, in: Stadt Münchberg (Hrsg.): Beiträge zur Münchberger Stadtgeschichte Bd. 6, Münchberg, 2001.
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