Schilde, Helme und Panzerung der Kelten

Die Kriegstaktik und Bewaffnung der keltischen Krieger wurden bereits in vorherigen Beiträgen geschildert. (Krieger, Schwerter, Waffen) Doch für ein erfolgreiches Kampfgeschehen ist in der Regel auch eine vernünftige Schutzausrüstung ausschlaggebend. Dazu gehören bei den Kelten neben Körperpanzerung und Helme natürlich auch der Schild.  

„Bewaffnet sind sie mit mannshohen Schilden, die eigenartig bunt bemalt sind" (Diodorus; Schussmann 2019, 77) heißt es von den Kelten im 1. Jahrhundert v. Chr.

Der Schild ist ein elementarer Bestandteil der keltischen Schutzausrüstung und kann eine Länge bis zu 1,2 Metern erreichen. Er besitzt meist eine ovale Form und setzt sich damit deutlich von seinen Vorgängern, den bronzezeitlichen Rundschilden ab. Hierbei kann man auf eine Reaktion auf veränderte Waffentechnologien und Kriegsstrategien schließen.
Die ältesten Abbildungen stammen aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr. und finden sich in Italien. Unklar ist dabei jedoch, ob es sich bereits um übernommene Formen aus dem Norden handelt. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. gilt die Existenz von Ovalschilden in Mitteleuropa als gesichert. Speziell in Bayern gelingen die ersten Nachweise erst ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. Insbesondere metallene Beschläge in Form von Schildrandbeschlägen, Verstärkungen der Schildfessel und Schildbuckel sind ab dieser Zeit sowohl in Gräbern als auch in Siedlungen zu finden.
Aus dem schweizerischen La Tène sind zahlreiche Waffenfunde bekannt, die unter Wasser die Zeiten überdauerten. So blieben auch leicht vergängliche Materialien wie Holz erhalten. Ein geborgenes keltisches Schild besteht aus 1,2 cm dicken Eichenbrettern, das mit Rohhaut bespannt wurde. Auch mit Leder bespannte Exemplare sind bekannt.

Schild aus Eichenholz mit Resten von eisernen Beschlagteilen und Rohhautüberzug. Fundort: La Tène, Schweiz (Schußmann 2019, 78 Abb. 79)
Gallischer Krieger aus caesarischer Zeit mit Schild, Helm, Schwert und Kettenhemd (James 1993, 76)
Als typisch keltisch gilt der auf der Außenseite des Schildes aufgebrachte spindelförmige Aufsatz, der zudem mit einem metallenen Schildbuckel versehen wurde. Der Aufsatz diente zur Stabilisierung und zudem als weiterer Schutz der Hand. Erst in der späten Eisenzeit verzichtete man allmählich auf diesen Aufsatz und besetzte den Schild mit halbkugeligen Buckeln mit breiter Krempe. Dieses neue Design stammte vermutlich aus dem Balkanraum.

Helme
Neben einfachen kalottenförmigen Helmen kamen aus heutiger Sicht auch extravagante Formen vor. Einer dieser Helme – der einzige in Bayern gefundene, der zudem auch noch vollständig erhalten ist – kommt aus dem unterfränkischen Garstadt im Landkreis Schweinfurt. Er ist knapp 24 cm hoch und besitzt eine hochgezogene spitzkonische Kalotte sowie einen bandförmigen Nackenschutz. Das getrieben Bronzeblech ist 0,4-1 mm dick und demonstriert damit wieder einmal die handwerklichen Fertigkeiten der keltischen Schmiedekunst. Während die Helme zu Beginn noch aus Bronze bestanden, wurden sie spätestens ab 300 v.Chr. aus Eisen gefertigt.

Helm aus Garstadt, Landkreis Schweinfurt. Um 400 v.Chr. (Schußmann 2019, 79 Abb. 81)
Entwicklungsschema der eisenzeitlichen Helme (Schußmann 2019, 78 Abb. 80)

Das berühmte Kettenhemd wurde wohl von Kelten erfunden
Wie bei den Helmen ist auch bei der Körperpanzerung der archäologische Nachweis äußerst selten. Man kann aber annehmen, dass es einen Schutz aus vergänglichen Materialen, wie Leder oder verklebter Textilschichten gab. Die Kelten verfügten aber bereits auch über Kettenhemden. Sie bestanden aus kleinen Ringen von 4-5 mm Größe und waren vermutlich ärmellos und etwa oberschenkellang. Das Rückenteil besaß streifenartige Verlängerungen, die schulterklappenartig nach vorne auf die Brust geführt und dort mit Haken oder Bügeln befestigt wurden. Aus antiken Darstellungen des 3. Jahrhunderts weiß man heute, dass keltische Kettenhemden als Kriegstrophäen zur Schau gestellt wurden. Sowohl Diodorus, Strabon als auch Varro sprechen von Kettenhemden als charakteristischen Teil der keltischen Ausrüstung, der sogar von den Römern übernommen wurde. Daher dürften Kettenhemden als keltische Erfindung angesehen werden.

Fragmente eines Kettenpanzers aus Manching, Landkreis Pfaffenhofen (Sievers 2010, Taf. 59, 796-798)

Literatur:
M. Schußmann, Die Kelten in Bayern. Archäologie und Geschichte. (Regensburg 2019)
S. Sievers, Die Waffen aus dem Oppdium von Manching. Die Ausgrabungen in Manching 17 (Wiesbaden 2010)
L. Hansen, Die Panzerung der Kelten. Eine diachrone und interkulturelle Untersuchung eisenzeitlicher Rüstungen (Kiel 2003)
S. James, Exploring the World of the Celts (London 1993)

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