Pfalzen in Franken – Zeugnisse des mittelalterlichen Reisekönigtums

Im frühen und hohen Mittelalter hatten Könige und Kaiser keine feste Hauptstadt, sondern reisten durch ihr Reich und herrschten von verschiedenen Orten aus. Doch auch ohne zentralen Herrschaftssitz mussten die Regenten angemessen wohnen können, weshalb entsprechende Wohnsitze – auch Pfalzen genannt – errichtet wurden. In diesem Artikel wird ein Blick auf die Königssitze im heutigen Franken geworfen.

Das Reisekönigtum hatte einige auf der Hand liegende Vorteile. Auf der einen Seite war durch die persönliche Präsenz eine bessere Kontrolle der lokalen Fürsten möglich. Auf der anderen Seite vereinfachte es aber auch die Versorgung eines großen Hofstaats. Aufgrund der begrenzten Infrastruktur war es einfacher, das gesamte Gefolge zu den Lebensmitteln reisen zu lassen, als eine große Menge von Menschen an einem festen Herrscherhof dauerhaft zu versorgen.

Pfalzen waren repräsentative Herrschersitze. Zu den wichtigen Bestandteilen gehörten das Hauptgebäude (Palas) mit der Thronhalle (Aula regia), die Gemächer des Königs und seines engen Gefolges sowie eine Pfalzkapelle. Daneben gab es Wirtschaftsgebäude, Gesindehäuser und Ställe. Allerdings waren diese Anlagen nicht unbedingt so militärisch wehrhaft gebaut, wie Burgen. Eine der bekanntesten frühen Pfalzen befindet sich in Aachen und wurde von Karl dem Großem im 8. Jahrhundert gebaut. Ihre Kapelle besteht bis heute als Teil des Aachener Doms und stellt aufgrund ihrer Erhaltung ein einzigartiges Bauwerk der karolingischen Architektur dar.
Durch Quellen weiß man, dass der Hofstaat auf seinen Reisen durchschnittlich 20 – 30 Kilometer am Tag schaffte. Auf den Etappen zwischen den Pfalzen nächtigte der Regent auf königlichen Wirtschaftshöfen und Reichsabteien, seltener in Klöstern oder auf Adelssitzen.

Pfalzkapelle Aachen, Innenansicht; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aix_dom_int_vue_cote.jpg; Velvet; Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Die Rekonstruktion der Aachener Pfalz; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aachener_Pfalz.jpg; Gerhard Curdes; Lizenz: https://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:GNU_Free_Documentation_License,_version_1.2

Pfalzen in Franken
Auch Forchheim war Standort einer karolingischen Kaiserpfalz, die erstmals unter Ludwig dem Deutschen im Jahr 849 schriftlich belegt ist. Im heutigen Stadtbild ist davon nichts mehr erkennbar. Jedoch ergaben archäologische Untersuchungen Hinweise auf einzelne Bestandteile innerhalb der Forchheimer Altstadt. Im Innenhof des heutigen Pfalzmuseums, das sich in der bischöflichen Stadtburg befindet – die größtenteils aus dem 14. Jahrhundert stammt – fanden sich Reste eines mehrphasigen Gebäudekomplexes aus dem Früh- bis Hochmittelalter. Womöglich kann dieser als Palas der Pfalz angesprochen werden. Kirche und zugehöriger Friedhof aus dieser Zeit ließen sich unter der heutigen Martinskirche und im Bereich des Rathausplatzes verorten. Zudem zeigten sich Teile eines zur Pfalz gehörigen Gutshofs im Innenhof des ehemaligen Klosters St. Anton.

Mit der Bistumsgründung 1007 unter dem letzten Ottonen Heinrich II. wurde Bamberg zu einer Bischofspfalz. Der Palas befand sich auf dem Domberg im Bereich der „alten Hofhaltung" und wurde im 16. Jahrhundert abgerissen. Eine Bischofspfalz diente in erster Linie dem Bischof als Wohnsitz, doch konnte sie zusätzlich den König samt Gefolge beherbergen. Auch Würzburg war Ort einer solchen Bischofspfalz.

Eine weitere fränkische Pfalz findet man in der Nürnberger Kaiserburg. Bereits die Salier nutzen Nürnberg im 11. Jahrhundert als Regierungssitz und die Staufer veranlassten ab 1140 umfassende Um- und Neubauten nach ihren Vorstellungen einer Kaiserpfalz. Von ihnen wurde die Nürnberger Burg bis zum Untergang des Staufergeschlechts in der Mitte des 13. Jahrhunderts als kaiserlicher Wohnsitz genutzt.

Mit dem Untergang der Staufer endete auch die Hochzeit der Königspfalzen. Die nachfolgenden Könige waren zwar auch reisende Herrscher, allerdings blieben sie ihrer Herkunft treu und hielten sich vornehmlich in ihren Stammlanden auf. Eine der Ausnahmen bildet die Nürnberger Pfalz. Sie wurde vom ersten Habsburger König Rudolf weiterhin aufgesucht und modernisiert. 1313 wurde die Burg in städtische Obhut übergeben und verlor an Bedeutung für die Königshäuser.


Literatur
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Startseite
G. Binding, Deutsche Königspfalzen. Von Karl dem Großen bis Friedrich II. (765- 1240) (Darmstadt, 1996)
M. Hoffmann, Spurensuche Foracheim. Archäologische Zeugnisse aus dem früh- und hochmittelalterlichen Zentral- und Pfalzort Forchheim [Dissertation Bamberg 2021, publ. in Vorbereitung].

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