War die Oberpfalz in der Steinzeit menschenleer?
In den letzten Jahren und Jahrzehnten konnten jedoch immer mehr Beweise für die Anwesenheit des Menschen ab der Steinzeit gesammelt werden. Größere Ausgrabungen an steinzeitlichen Fundplätzen gab es bisher nur vereinzelt. Hauptsächlich stießen ehrenamtliche MitarbeiterInnen bei Feldbegehungen auf Steinartefakte, die diese auch dokumentierten und aufsammelten. Die Ergebnisse werden nun nach und nach untersucht und wissenschaftlich aufgearbeitet. Neben den Feldbegehungen finden sich auch zahlreiche Fundstücke in privaten Sammlungen, die nun ebenfalls gesichtet werden.
Dass nur Fundstücke aus Stein erhalten sind, lässt sich wohl auf die Beschaffenheit der Böden zurückführen. Gneis und Granit sind sehr verwitterungsanfällig und die sehr starke Erosion auf freien Flächen tut ihr Übriges. Zudem erhalten sich keramische und organische Materialien in dem Boden nur sehr schlecht. So verschwanden mögliche Fundplätze über die Jahrtausende einfach.
Rohstoffabbau seit der Altsteinzeit
Aus dem Paläolithikum sind einige Freilandstationen und Rastplätze mit Silices, vor allem entlang der Flussläufe bekannt. So zum Beispiel entlang der Eger und Wondreb, Naab, Pfreimd und Vils. Zur Herstellung der Silexgeräte wurde Rohstoff benötigt, der in Nordbayern durchaus in verschiedenen Regionen lokal vorhanden war. Hauptmaterial ist der Jura-Hornstein, der zum Bespiel bei Ensdorf südlich von Amberg vorkommt und nachweislich bereits im Endpaläolithikum genutzt wurde. Dies ist allerdings nur eine von wohl vielen Abbaustellen. Des Weiteren wurde Kreide-Feuerstein, Kieselschiefer und Keuper-Hornstein aus dem Fränkischen Raum importiert, was durch mineralogische Untersuchungen festgestellt wurde. Ein weiteres Beispiel für die Verbreitung und den Handel mit Rohstoff ist der Feuerberg-Japsis aus Leupoldsdorf bei Wunsiedel, der nur an diesem Ort vorkommt und an Fundstellen entlang der Naab nach Süden bis zur Donau und nach Osten bis nach Böhmen aufgefunden wurde.
Für das Mesolithikum (9600-5500 v. Chr.) gibt es in ganz Bayern sehr wenige Fundstellen und für Nordbayern kaum verwertbare Einzelfunde. Erst ab der Jungsteinzeit (5500-3200 v. Chr.) sieht die Lage etwas anders aus. Aber auch hier bestehen die Nachweise in Nordbayern aus Steingeräten, hauptsächlich aus Einzel- oder Zufallsfunden von verschiedenen Beilarten.
Für die ersten „Bauern" im Neolithikum war es wichtig auf fruchtbaren Böden zu siedeln. So konzentrieren sich die ersten greifbaren Siedlungen in den Lössgebieten im Süden Bayerns. Im Norden dagegen wurde aufgrund der schlechten und unfruchtbaren Böden nicht gesiedelt. Auch wenn die neolithischen Funde aus Nordbayern daher keiner Siedlung zugeordnet werden können, so war der Mensch zu dieser Zeit dennoch anwesend. Und zwar wegen der Rohstoffe. Zahlreiche Steinbeile wurden aus Amphibolit gefertigt, welcher im Fichtelgebirge und um Erbendorf (Landkreis Tirschenreuth) vorkommt. Aus einer Bestattung in Kösching (Landkreis Eichstätt) wurde ein Beil als Grabbeigabe geborgen, welches aus Amphibolit aus dem Fichtelgebirge hergestellt wurde.
Literatur:
Werner Schönweiß: Letzte Eiszeitjäger in der Oberpfalz, Zur Verbreitung der Atzenhofer Gruppe des Endpaläolithikums in Nordbayern. Pressath, 1992.
Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hrsg.): Archäologie in Bayern, Fenster zur Vergangenheit, Regensburg, 2006, S. 32-53.